Einen wunderschönen guten Tag!
Vor 2 Tagen bin ich nach drei Wochen von Bord der Inara gegangen, auf der ich jede Menge tolle Erlebnisse gemacht habe. Ich werde nicht alle Einzelheiten erzählen, sonst werde ich da heute nicht mehr fertig, aber für euch ich pick die Highlights raus...
Oh Mann ich weis gar nicht wo ich anfangen soll...vielleicht am Anfang;)
| Inara |
In Yeppoon hat mich Ben vor dem Segelclub abgeholt und kurz darauf hab ich auch die zwei Französinen Loise und Myriam kennengelernt, die schon einen Tag früher angekommen sind. Alle 3 machten gleich einen sehr sympatischen Eindruck auf mich, was mich sehr erleichterte...wochenlang mit irgendwelchen Idioten auf nem Schiff “gefangen” zu sein wäre ein Alptraum gewesen.
Ben (33) lebt schon sein ganzes Leben auf nem Schiff und Inara, sein drittes Segelboot, hat er sogar selber gebaut. Vier Jahre hat das gedautert und erst im März hat er es zum ersten Mal ins Wasser gelassen...also noch niegelnagelneu:) Jedenfalls ist Ben Australier und so ne Art Seenomade, denn nen richtigen Job und ein zu Hause auf dem Land hat er nicht, sondern er segelt halt von Ort zu Ort und wenn er Geld braucht, dann arbeitet er ein bisschen, z.B. als Segler auf dem großen Charterschiff, Pizzabäcker oder irgendwelche Hafenarbeiten. Ganz schön gechilltes Leben muss man sagen!
Loise (23) und Myriam (24) sind, wie ich, Backpacker und schon 11 Monate in Australien unterwegs. Sie sind superlieb und ihre englische Aussprache ist zum Schießen;) Die zwei waren mit ihrem Campervan in ganz Australien unterwegs und sind somit echte Tavelprofis, weshalb sie mir gleich eine Liste mit Orten gemacht haben, die ich nicht verpassen darf und mir ein paar Nummern von ehemaligen Arbeitgebern in die Hand gedrückt. Beides sind fertig studierte Juristen, also komme was wolle wir sind gut verteidigt;)
Mit so einer super Crew segelt es sich doch gleich 3 mal so gut! Das Wetter hat jedenfalls immer perfekt mitgespielt und wir hatten immer blauen Himmel über uns. Das mit dem Wind hat anscheinend auch gepasst, denn der Motor musste nicht so oft angeschaltet werden, womit ich annehme, dass der Windgott auf unsere Seite war.
Die erste Nacht haben wir an einer Bucht der North Keppel Island geankert, einer Insel, die zu der Capricorn Coast gehört. Capricorn heißt übrigens Steinbock...passt also voll zu mir:) Der Strand war wunderschön und es gab sogar Duschen dort, also so Campingdinger halt...kalt. Was aber absolut schrecklich war, sind die Sandflys. Winzig kleine Fliegen, die dich überall beißen und deren Stiche schlimmer jucken als Moskitostiche.
| Bügeln auf Hexham Island |
| Hexham Island |
Nach ein paar Tagen sind wir zu meiner absoluten Lieblingsbucht gekommen. Hexham Island! Als wir mit dem Boot eingetrudelt sind konnt ich meinen Augen kaum trauen. Die Bucht wird von kantigen Felsen, die aus dem Wasser ragen, umrahmt. Über der Insel kreisen ein paar Adler, die auf einem der Felsen nisten und der Strand ist zwar klein, aber besteht aus feinstem weißen Sand. Außerdem scheint die Insel ein mysteriöses Geheimnis zu bergen, da wir am Strand alte Schiffsreste, zerfetzte T-shirts, eine Autobatterie, einen leeren Benzinkanister und ein Bügelbrett gefunden haben...erinnert mich irgendwie ganz schön an “Cast away”. Ich hab nur gehofft, dass wir den Typen, den es da angespült hat, nicht irgendwo im Gebüsch finden. Ben war vor ungefähr 5 Jahren schonmal dort und hat erzählt, dass er einen Walk um die Insel gemacht hat...leider haben wir den Weg nicht mehr gefunden und bevor wir auch noch verloren gehen haben wir es lieber gelassen;) Stattdessen haben wir “Hang man” im Sand gespielt.
| Sonnenuntergang vor Hexham Island |
Vom Schiff auf die Inseln gelangen wir übrigens mit unserem Dingy, ein kleines Boot, das in unserem Fall leider ein Leck hatte. Das “Watergirl”, also eine von uns Mädels, musste immer mit einer aufgeschnittenen Milchflasche das Wasser aus dem Dingy scheffeln, damit wir nicht untergehen:)
Zurück auf unserer Inara haben wir entdeckt, dass Ben das Schiff am perfekten Platz geparkt hat, denn wir konnten die Sonne zwischen zwei Felsen untergehen sehen, was absolut Postkartenpotential hatte!
Am nächsten Tag gings dann nach Percy Island, eine Insel, die sogar von 5 Leuten bewohnt wird. Nochmal so eine wunderbarer Bucht, in der wir diesmal nicht die einzigen waren, sondern mit vier anderen Schiffen vor der Insel geankert haben. Auf dem Palmenstrand steht eine hölzerne Hütte, die sich A-Frame nennt und in der sich jede Schiffscrew, die vorbei kommt,, verewigen darf. Das haben anscheinend auch schon jede Menge Leute gemacht, denn die Hütte hängt voll von jeglichem Zeug, beschriftet mit dem Namen des Schiffes und der Crew und dem Datum. Ich kann euch nicht alles beschreiben, was da so hing, aber es war so ziemlich alles dabei, von Ankern über BHs bis hin zur Zahnbürste. Aber ihr könnt ja das Bild mal absuchen!
| A-Frame |
| Percy Island |
| ich mit Kokusnussgirl |
Begrüßt wurden wir von Ernst mit: “Welcome to Paradise!” Damit hatte er absolut Recht, die Insel ist ein Traum und gleichzeitig sein zu Hause. Ernst ist nämlich einer der Bewohner von Percy Island. Wie man am Namen schon erahnen kann ist Ernst aus Deutschland, aber mit seinen Eltern schon relativ früh nach Australien ausgewandert und spricht deshalb kaum mehr Deutsch. Jedenfalls ist er ein recht netter Geselle, den das Inselleben allerdings etwas verändert hat...bisschen verrückt is der Kerle nämlich schon;) Kein Wunder..er hat uns erzählt, dass er seit circa 7 Jahren auf der Insel lebt und sie erst drei Mal verlassen hat. Er hat uns dann für den nächsten Tag zum Goatstew (Ziegeneintopf) eingeladen, den er für uns über der Feuerstelle kochen will. Die Ziege dafür wird er in der früh noch schießen, die leben auf der Insel nämlich wild und sind, neben den Pfauen, das einzige Fleisch, das die Inselbewohner hier essen können. Bevor wir uns den Goatstew schmecken haben lassen, sind wir zum Homestead hochgelaufen, dem Haupthaus auf der Insel, in der Kate und ihr Mann leben. In dem Haus fühlt man sich wie ins 19. Jhd versetzt, denn der Ofen und die Möbel sind sowas von rustikal, der Bretterboden knarzt überall und die Stühle sind mit echtem Ziegenfell überzogen. Was mich gewundert hat ist, dass es tatsächlich Storm in dem Haus gibt, da auf der Insel vor ein paar Jahren Solarzellen installiert wurden. Von Kate sind wir zum Kaffee eingeladen worden und haben uns die Makadamianüsse geknackt, die wir am Baum vor dem Haus fanden.
| Kokusnussknacken mit Ernst |
Zurück am Strand sind wir ums Feuern gesessen und haben gekocht. Der Ziegeneintopf war auch echt erstaunlich gut und vor allem super gewürzt.
Da uns die Insel so gut gefällt haben wir entschieden noch einen Tag länger hier zu bleiben und zum Castle Rock zu laufen. Weil Ernst so und so nichts besseres zu tun hatte hat er uns begleitet, was bitter nötig war, denn alleine hätten wir den Weg wahrscheinlich nicht gefunden. Außerdem hat er uns mit dem 4WD ein Stück weit gefahren und dann war es nicht mehr ganz so lang zum Laufen...er wollte sich das Gejammer von uns Mädels nicht antun:)
| so standen wir während der Fahrt auf dem Auto |
Die Fahrt mit dem 4WD war voll witztig, da es nur einen Fahrer- und einen Beifahrersitz gibt und Myriam, Loise und ich zusammen mit zwei Hunden auf der Ladefläche gestanden sind. Wie bei einem Computerspiel mussten wir den Zweigen, die in den Weg ragten ausweichen. Leider haben sie uns trotzdem einige Male erwischt...jetzt möchte man denken: Was ist an ein paar Zweigen so schlimm? Ich verrate es euch...die Rießenspinnen, die sich in ihren Rießenspinnenweben an die Zweige hängen und sobald man diese Zweige erwischt auf dir rumkrabbeln! Ja, echt...Spinnen mit nem Durchmesser von einem Spiegelei, wobei das Eigelb ungefähr die Größe von dem Spinnenkörper ist. Im ersten Moment sehr furchteinflösend die Dinger, aber ich hab mich irgendwie daran gewöhnt und fands dann gar nicht so schlimm, außerdem hat mir Ernst versichert, dass es auf der Insel nichts giftiges gibt;)
| auf dem Castle Rock |
Nachdem wir die Fahrt gut überstanden haben sind wir Richtung Castle Rock gelaufen und ich hab schon nach zwei Minuten gedacht, dass wir absolut LOST sind, aber die zwei Männer waren der festen Überzeugung, dass da ein Weg ist. “Weg” war aber die Übertreibung schlechthin, da waren nämlich nur Felsen und Gras und Bäume...nen Weg hab ich die ganze Zeit nicht gesehen:) Über den “Beinahe-fast-Weg” sind wir aber erstaunlicherweise an unser Ziel gekommen...den Castle Rock, der höchste Punkt von Percy Island. Die schwerste Atappe kam aber erst noch, denn wir mussten den Felsen ja auch noch hochkrakseln. Mit dem Hintern an der einen Felswand und den Füßen an der anderen haben wir uns da hochgezwängt und sind glücklicherweise heil oben angekommen. Ein Panorama der besonderen Art war die Belohnung für den harten Anstieg!
| mein Lieblingsplatz |
Am nächsten Tag haben wir die paradiesische Insel wieder verlassen und uns auf die Suche nach neuen Abenteuern gemacht. Meinen Lieblingsplatz auf dem Boot hab ich inzwischen auch gefunden...vorne am Rumpf mit einem Bein auf jeder Seite. Das fühlt sich an wie wenn man über das Wasser reitet und ab und an wird man von einer großen Welle abgekühlt. Aber das beste an diesem Platz ist, dass man die Waale als erstes sichtet und davon haben wir jeden Tag mindestens zwei gesehen. Meistens sieht man einen Mutterwaal, der gerade sein Junges füttert und man kann sich ihnen sogar auf wenige Meter nähern...ein tolles Gefühl. Manchmal führen die Ozeanrießen auch Luftsprünge vor, von denen sich manch ein Zirkusartist noch ne Scheibe abschneiden kann. Auch Delfine springen täglich neben dem Schiff her und ab und zu streckt eine Rießenschildkröte ihren Kopf aus dem Wasser. Haie hab ich auch schon zwei gesehen...das fand ich eher gruselig als toll. Das war auch der Grund weshalb ich mich nicht so oft zum Schnorcheln ins Wasser getraut hab. Ben kennt sich mit solchen Sachen aber ganz gut aus und wusste, wo es einigermaßen sicher ist. Das Schnorcheln war aber echt eine tolle Erfahrung, denn die Korallenriffe die man von da sehen kann sind einzigartig. Lauter bunte Fischlein schwirren da um dich herum und kommen so nah, dass man sie sogar fast anfassen kann:)
| Sushifisch |
Wieder voll ausgestattet konnten die Whitsundays kommen...
| Whitehaven Beach |
| Korallenstrand |
Ein tolles Highlight für mich war der kleine Strand, der statt aus Sand ausschließlich aus weißen Korallen besteht. Mit diesen Korallenstücken kann man wunderbar Wörter auf die Felsen legen und Nachrichten schreiben;) Dort hätte ich mich ewig aufhalten können, aber schon wartete das nächste Abenteuer...Schnorcheln am Great Barrier Reef! In nur zwei Stunden waren wir dort und konnten die zauberhafte Unterwasserwelt bewundern. Direkt unter unserem Schiff hat schon ein Rießenfisch gewartet und wir mussten nicht weit schwimmen, da konnte ich bereits die kunterbunte Vielfalt an Fischschwärmen sehen, die sich ihren Weg durch die Korallenriffe bahnten. Ich hab wirklich gedacht ich bin bei “Findet Nemo” gelandet:) Der Hai, der unter mir durchgeschwommen ist war allerdings nicht so groß wie Bruce, sondern nur ein kleiner Riffhai, aber trotzdem bin vor Angst erstmal erstarrt. Glücklicherweise hab ich den Hai einen Dreck interessiert und ich konnte mich wieder etwas entspannen. Nichts desto trotz hab ich mich bald wieder aufs Schiff gerettet...man kann ja nie wissen, ob nicht irgendwo seine großen hungerigen Kumpels auf mich warten:)
| Die Inara Crew |
Nach drei Wochen voller toller Erlebnisse haben wir den Hafen von Airlie Beach angesteuert, an dem wir Mädels von der Inara gehen und sich unsere Wege trennen werden. Myriam und Louise werden mit einem australischen Freund campen gehen, Ben bekommt Besuch von seiner Mutter und ich werde zwei Tage in Airlie Beach verbringen und dann weiter nach Townsville fahren, um Katja dort zu besuchen und nach so langer Zeit auf See mal wieder Großstadtluft zu schnuppern.
Hiermit endet die Geschichte über meine bislang schönste Zeit in Australien...
Ahoi ihr Landratten:)
Eure Lena
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen