Sonntag, 9. Oktober 2011

Agnes Water/1770

Jetzt hab ich zwei Blogeinträge an zwei Tagen geschrieben und nun folgt auch noch der dritte. Gut oder?! Ich muss euch ja endlich mal auf den neuesten Stand bringen und hier auf dem Segelschiff hab ich viel Zeit:)

Um 21 Uhr bin ich mit meinem Greyhoundbus in Agnes Water eingetrudelt und da stand auch schon der Pickupservice vom Hostel, der mich netterweise von der Haltestelle abgeholt hat. Das Hostel ist wunderschön gelegen, etwas abseits zwar aber dafür ist jede Menge Platz vorhanden, der mit Bungalows bebaut worden ist, in denen sich die Zimmer befinden. Die Häuschen bestehen je aus zwei 4-Bett-Zimmer, die sich eine Terrasse teilen und jedes Zimmer hat ein Bad ensuite. Die Zimmer tragen die Namen von verschiedenen Ländern...ich war in Dänemark einquartiert. Zum Hauptgebäude gelangt man über, mit tropischen Pflanzen umwachsene, Kieswege. Da kann man sich auf dem Rückweg schonmal verlaufen und steht auf einmal vor Portugal...wenn man in der Schule aufgepasst hat, dann weis man, dass das die verkehrte Himmelsrichtung ist;)
Nachdem ich mich ein wenig auf dem Grundstück umgeschaut habe, auf dem es sogar Pferde und Hühner gibt, bin ich zurück nach Dänemark und wollte mich in die Federn schmeißen. Wer steht da in meinem Zimmer? Sam. Wir sind jetzt schon zum dritten Mal im gleichen Hostel und im gleichen Zimmer...Zufälle gibts! Er hat mir erzählt, dass er am nächsten Tag eine Scooteroo-Tour macht und mich gefragt ob ich mitkommen will. Schon wieder Geld ausgeben und ich auf nem Motorrad?...ich weis nicht so recht.
ich, Julie und Sam auf dem Weg zum Scooteroo
Am nächsten Morgen hab ich auch noch Julie im Hostel getroffen, sie kenne ich aus Noosa und wir laufen uns auch die ganze Zeit übern Weg. Das ist vielleicht eine verrückte Koreanerin, aber eine ganz liebe! Lustig ist, dass sie wirklich vor allem Angst hat, aber trotzdem unbedingt ausprobieren will. Zum Beispiel kann sie nicht Schwimmen und bekommt Panik im Wasser, will aber Surfen lernen (ich hab ihr erstmal ein paar Schwimmstunden im Hostelpool angeboten und gesagt sie soll klein anfangen^^) Jedenfalls hat sie auch ne heiden Angst vor Motorrädern, hat mich aber dazu überredet mit Sam und ihr die Scooteroo-Tour zu machen:) Also haben wir zwei Mädels uns noch schnell für die Tour am Nachmittag einschreiben lassen und uns rießig drauf gefreut, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte alleine ein Motorrad zu fahren...hallo, ich war noch nie auf so nem Ding gesessen!
Als wir um 14 Uhr dort angekommen sind haben die Leute uns erstmal mit Helmen und Lederjacken ausgestattet und uns ein paar Klebetatoos in die Hand gedrückt, die uns zu richtigen Bikern machen sollen ;D
Nachdem sich jeder sein Bike ausgesucht hat (meins war mit der Australienflagge bedruckt und hatte die Lenker ganz weit oben, damit man richtig schön cool aussieht;) und wir die Testrunden alle überlebt haben (die Bedienung von den Dingern ist erstaunlich einfach, da sie mit Automatik gefahren werden und man nur Gas geben und bremsen muss) sind wir endlich gestarten. Das war vielleicht ein geiles Gefühl so über die Straßen zu heizen. Neben mir nur freie Felder auf denen ein paar Kangaroos rumhüpften und hinter mir eine Kolonne von Motorrädern, deren Ende man im Rückspiegel nicht erahnen konnte (wir waren über 40 Leute), während ich mit 70 Sachen der untergehenden Sonne entgegen fuhr...nur geil! Ich weis, für richtige Motorradfahrer ist 70 km/h nix, aber für mich hats gereicht;) So sind wir ungefähr zwei Stunden durch das Town of 1770 gebrettert und haben dann den Sonnenuntergang am Strand mit Kartoffelecken und Sourcreme genossen. Wow, das war ein toller Tag kann ich euch sagen...aber keine Angst Mama, ich werde nicht mit dem Motorradfahren anfangen, denn vor noch mehr Geschwindigkeit hab ich dann doch etwas Respekt.
Sonnenuntergang im Town of 1770
Sam ist an dem Abend weiter nach Airlie Beach gefahren und ich hab eine neue Zimmergenossin bekommen. Marine, ein supernettes Mädel auf Frankreich, mit der Julie und ich am nächsten Tag noch jede Menge Spaß hatten. Man trifft hier echt unglaublich viele sympatische Menschen. Es ist nur so schade, dass man meistens nicht viel Zeit hat um richtige Freundschaften zu knüpfen, aber ich werde versuchen so viele Kontakte wie möglich zu halten.
Weil ich noch überhaupt keine Ahnung hatte, wie ich in 24 Stunden nach Yeppoon kommen soll, dem Ort an dem das Schiff liegt, musste ich mal ans organisieren denken. Irgendwie hatte ich mir das einfacher vorgestellt, als es tatsächlich war. Das Hostel hatte auch noch die beschissenste Internetverbindung seit langen, verlangt dafür aber 5$ pro viertel Stunde und in Agnes Water, das aus einer einzigen Straße zu bestehen scheint, gabs auch keine Chance auf Informationsbeschaffung, geschweige denn Handynetz.
Ich hab dann rausbekommen, dass der Greyhound nur bis nach Rockhampton fährt, was noch ne ¾ Stunde von Yeppoon entfernt ist, und der Bus kommt auch noch zu so ner blöden Zeit, dass ich erst um Mitternacht in Rocky ankomme. Es hieß also ein Hostel finden, das mich mitten in der Nacht einchecken lässt und nen Transport am nächsten Tag in aller Hergottsfrüh nach Yeppoon. Im Internet stand nämlich, dass nur zwei Busse pro Tag dorthin fahren und zwar nicht wenn ich sie brauch. Ja ich weis, das kommt davon wenn man sich um so Zeug immer erst ein paar Stunden vor Abreise kümmert;)
Etwas aufgeschmissen gefühlt hab ich in der Touristeninformation nach ner anderen Transportmöglichkeit nach Yeppoon gefragt...gibst nicht. Zurück im Hostel musste ich die nächste viertel Stunde Internet bezahlen, hab mir ein paar Nummern rausgeschrieben und erstmal für 6 weitere Dollar in Rockhampton und Yeppoon rumtelefoniert. Rausgekommen ist, dass ich keine Unterkunft für die Nacht habe aber, dass es zum Glück doch mehrere Busse von Rocky nach Yeppoon gibt.
Na toll, die Nacht auf der Straße verbringen und nicht wissen wo der Bus abfährt...ein bisschen unwohl hab ich mich mit dem Greyhound am Abend auf den Weg nach Rocky gemacht, das sind wohl die weniger tollen Erfahrungen die man auf so einer Reise macht. Ganz so schlimm wars ja dann glücklicherweise doch nicht, denn ich hab mich für die Nacht einfach in einer Tankstelle eingenistet, viel Cafe getrunken und sogar ein Deutsches Pärchen getroffen, die in der gleichen Lage waren wie ich. Die zwei sind erst seit zwei Wochen in Australien und noch ahnungsloser als ich was das Backpackerleben angeht. Das war vielleicht komisch, dass ich diesmal diejenige war, die gute Tips und Ratschläge weitergegeben hat. Da merkt man, dass ich tatsächlich doch schon 2 Monate hier bin...mir kommts vor als wärs gestern gewesen, dass ich in den Flieger gestiegen bin:)
Den Bus nach Yeppoon hab ich glücklicherweise auch noch geschafft und bin sehr müde und geschafft endlich dort angekommen um den Segeltörn zu starten. Darüber ein anderes Mal..

Ich hoffe ihr seid alle bester Dinge!

Eure Lena

P.S.
Es gibt von mir auch ein Bild auf dem Motorrad, aber das muss ich mir erstmal noch beschaffen. Ich werds dann nachträglich noch online stellen.

P.P.S.
Wenn man hier so seinen Alltag erlebt, dann passieren manchmal so Sachen, bei denen man sich denkt: “Das gibts auch nur in Australien!” Irgendwann hab ich mal eine Liste angefangen, in der ich diese australischen Besonderheiten, die man vielleicht nicht in jedem Buch nachlesen kann, festhalte.

That's Australia:

  • Unangeschnallt im Auto sitzen. In allen Autos, in denen ich bisher gesessen bin hat man sich nicht angeschnallt (außer im 4WD auf Fraser Island), weil die Schnaller entweder kaputt sind oder es gar keine Gurte gibt. Inzwischen denk ich schon gar nicht mehr dran, ich hoff zurück in Deutschland muss mich nicht die Polizei an die Anschnallpflicht erinnern.
  • Fußgänger und Autofahrer haben nie gleichzeitig grün, d.h. wenn man mit dem Auto abbiegt braucht man nie Angst haben, dass einem jemand ins Auto läuft. Der Nachteil für die Fußgänger ist allerdings, dass sie manchmal tatsächlich 4 Minuten auf Grün warten müssen, obwohl “gedrückt” ist. Darum scheißen die Leute hier auf Ampeln und gehen alle über Rot...ob das jetzt viel sicherer ist weis ich auch nicht;)
  • Bleiben wir bei den Ampeln, die sind nämlich echt gewöhnungsbedürftig hier. Wenn man auf das Ding zum Umschalten gedrückt hat, dann macht das alle 2 Sekunden düühhd..düühhd..düühhd – wie gesagt, man steht da manchmal 4 Minuten. Hat man das überlebt, dann wird mit einem Maschienengewehr auf einen geschossen...so hört sichs jedenfalls an, wenn die Ampel auf Grün umschaltet. Ich bin die ersten paar Male richtig erschrocken kann ich euch sagen! Ja und kaum hat man sich von dem Schock erholt und will loslaufen, da ist es auch schon wieder Rot. Kein richtiges Rot allerdings, sondern ein blinkendes Rot, was sagen will: “Zu Ende laufen, aber nicht mehr loslaufen” - Orange hätte also das gleiche bedeutet, aber wieso einfach wenns auch kompliziert geht. Weil die Australier wissen, dass das vielleicht nicht jeder versteht, klebt auf jeder Ampel ein Sticker, der dir erklärt, wann du was tun darfst.
    http://www.youtube.com/watch?v=0T2kgyuUDQ8&feature=related
  • Döner! Mensch hatte ich Bock auf nen richtig geilen Döner. Was mir die Frau hinter der Theke in die Hand gedrückt hat war allerdings ein Wrap. Ich hab dann gesagt: “Endschuldigung, ich hatte nen Döner bestellt” Woraufhin sie mir weismachen wollte, dass das Ding in meiner Hand ein Döner ist. Und Tatsache, es gibt hier Döner nur in Wrapform, wie ich mir von ein paar Backpackern bestätigen lassen habe. Außerdem wird hier gefragt ob man lieber Hühnchen, Lamm oder Schwein haben will und ob man Barbequsoße, Sweet Chilli oder Zaziki bevorzugt. Mein Gott ich wär ja mit nem ganz normalen Döner schon zufrieden, denn geschmacklich hat dieses Etwas, das sich Döner nennt, kaum Gemeinsamkeiten mit dem was wir in Deutschland kennen und lieben.
  • Fish and Chips wird aus Hai gemacht. Also Fish jedefalls, die Chips sind glaub ich aus Kartoffeln;)
  • Hat mal jemand Vegemite probiert? Ich gebe dir den guten Rat: Tu's nicht, denn das Zeug ist echt äzend! Im Supermarkt steht Vegemite neben Marmelade und Co. und sieht aus wie dunkle Schokoladencreme. Ich hab mir bei Ben auf dem Boot gedacht ich teste mal den typisch australischen Brotaufstrich und musste fast kotzen so eklig war das. Zuerst schmeckt man nur Salz und im Nachgesschmack ne Mischung aus Fisch und Ei. Keine Ahnung wie die Leute das Zeug hier runterkriegen aber Ben hat gesagt, dass manche Mütter ihren Babys Vegemite in die Milchfläschchen mischen, damit sie sich gleich mal dran gewöhnen. Bens Mutter hat das anscheinend verpasst, denn er hat zugegeben, dass es ihm auch nicht schmeckt. Warum er es bei sich in der Küche hat hat er mir nicht so richtig beantworten können, vielleicht darf man sich erst als waschechten Australier bezeichnen wenn man Vegemite mag oder wenigstens so tut und sich ein Glas davon ins Regal stellt...brrrr wiederwertig, mich schüttelts heut noch wenn ich dran denke!
  • Kommen wir zu was Schönerem. Wenn ich hier allein in ein Geschäft gehe und nach etwas frage oder zahlen will, dann werde ich fast immer mit Sweety, Sweetheart, Darling oder Honey angesprochen...voll süß:) Das gleiche ist mir auch schon an der Rezeption von manchen Hostels aufgefallen. Meistens sinds Frauen, die so was sagen, bei Männern find ich es auch ein wenig komisch aber insgesamt fühlt man sich sofort willkommener und wohler. Hier ist man Teil einer großen Gemeinschaft, in Deutschland ist alles so annonym und unpersönlich.
  • Es soll ja vorkommen, dass Feiertage manchmal aufs Wochenende fallen. In Deutschland sind dann alle traurig, aber ändern kann mans auch nicht. In Australien schon, denn da werden die Feiertage in so einem Fall einfach auf Montag oder Freitag verschoben...jaja die Ozzies bestehen auf ihre langen Wochenenden!
  • Anscheinend soll man Postkarten von Australien nach Deutschland ohne Briefmarke verschicken können. Auch der Empfänger muss dabei nichts zahlen. Das ganze klappt aber ausschließlich nur nach Deutschland, weshalb auch immer...anscheinend soll das was mim Krieg zu tun haben, dann frag ich mich nur was Australien mit dem Krieg zu tun hatte?! Komische Sache, aber wenns wirklich klappt wärs grandios:) ich werde es demnächst mal austesten...

So das wars erstmal, ist ja ganz schön lang geworden...ich werde dran bleiben und die Liste weiterführen:)

Achja ich muss mich mal für meine miserable Zeichensetzung, die ich in letzter Zeit an den Tag lege, entschuldigen, ich hab anscheinend alles darüber verlernt. Meine Kommas machen was sie wollen, ich hoff das ändert sich wieder...

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