Es Schneit...fast!!! Nein, nicht in
Australien, sondern in Deutschland...
Ja, ich schäme mich zutiefst, aber
mein letzter Post ist schon viel zu lange her und inzwischen bin ich
auch schon längst wieder hier in Deutschland.
Der Grund, warum ich in Australien
nicht mehr weitergeschrieben habe ist, dass mein Laptop bei der
unsagbaren Hitze den Geist aufgegeben hat und zurück in der Heimat
konnte ich mich bis jetzt auch nicht aufraffen. Doch jetzt, bei den
frostigen Temperaturen, wünsche ich mich manchmal gerne zurück. Um
ein wenig Australienstimmung aufkommen zu lassen und damit mein
Down-Under-Blog nicht ganz so unfertig aussieht werde ich mich wieder
dransetzten und in die Tasten hauen...
Nach meiner Zeit auf der Pferdefarm bin
ich mit dem Bus wieder zurück nach Melbourne gefahren. Ich hatte die
Befürchtung, dass ich wieder tagelang dort festsitzen würde und
ewig nach Mitfahrgelegenheiten oder Jobs suchen muss. Aber es kam
anders. Als ich am selben Tag noch in der Bibliothek saß und auf
Gumtree „Mitfahrgelegenheit nach Perth“ eingegeben habe sprang
mir sofort die erste Anzeige in die Augen. Sie wurde erst vor ein
paar Sekunden online gestellt und ich hab sofort mit einer SMS
geantwortet. Eine Stunde später hab ich mich mit Jen getroffen und
zwei Stunden später hatte ich die Zusage für den lift! Perfekt, so
schnell gings ja noch nie :) Wir wollten schon in 2 Tagen aufbrechen.
Meine Freude muss man mir angesehen haben als ich mich vor der
Bibliothek auf eine Parkbank gesetzt und die Sonne genossen habe,
denn wenig später setzte sich ein Mädchen neben mich und sagte:
„Your smile makes me smile!“ Das Mädchen hieß Camilla und kommt
aus Schweden. Es war erst ihr zweiter Tag in Australien und sie hatte
vor, in Melbourne zu studieren. Da sie die Stadt noch nicht so gut
kannte hab ich ihr gleich die schönsten Plätzchen gezeigt und am
Abend sind wir zusammen auf den Victoria Night Market gegeangen, auf
dem ich auch schon mit Katja war. Der Markt ist sooo toll, dass es
sich auf jedenfall lohnt nochmal vorbei zu schauen. Über Facebook
habe ich erfahren, dass eine Bekannte aus Townsville auch gerade in
Melbourne ist und sie wollte uns auf den Markt begleiten, aber leider
wurde daraus nichts...Schade!
Am nächsten Tag hab ich noch ein
bisschen im Botanischen Garten relaxt und mich auf meinen anstehenden
Trip vorbereitet.
Und dann gings auch schon los. Duschen,
Frühstücken, Check out, Geld abheben und um 10 Uhr früh am
Treffpunkt stehen, wo mich meine beiden Mitfahrer, Jen und Remy,
abholen. Als ich Remys Van, der uns sicher durch die komplette
Nullabor Plain Wüste bringen sollte, zum ersten Mal gesehen habe
musste ich lachen. Eine Rostlaube im Aquariumstyle! Aber irgendwie
voll mein Ding und die Schrottkarre sah auf jedenfall nach Abenteuer
aus ;)
| unser Aquarium |
Jen hat Remy auch erst auf ihrer Suche
nach einer Mitfahrgelegenheit kennen gelernt und daher habe ich mich
nicht als das fünfte Rad am Wagen gefühlt. Außerdem haben die zwei
immer Englisch geredet, damit ich bei den Gesprächen auch mitkomme.
Das ist bei Franzosen keine Selbstverständlichkeit kann ich euch
sagen, aber das Englisch der zwei war eh fast besser als mein
eigenes. Der erste Eindruck der beiden war jedenfalls super und wir
haben uns auf Anhieb verstanden. Nachdem wir in einem großen
Supermarkt noch Vorräte eingekauft haben gings endlich los Richtung
Great Ocean Road, die bekannteste Touristrecke in ganz Australien.
Gleich am ersten Tag haben wir noch
schöne Natur bestaunen können, als wir einen Abstecher zu den
Erskine Falls gemacht haben.
| Erskine Falls |
| Remy und Jen |
Das lustigste war die Fahrt dorthin, die
Straße ging größtenteils etwas bergauf...für ein normales Auto
kein Problem, aber für unseren Klapperwagen war es die größte
Anstrengung. Mehr als 20 km/h war nicht drin. Die Autofahrer hinter
uns haben wir damit zur Weißglut getrieben und ab und zu, wenn die
Schlange hinter uns immer länger wurde, waren wir so freundlich und
haben uns auf den Standstreifen gestellt, die hupenden Autos
vorbeifahren lassen und nett aus dem Auto gewinkt...was blieb uns
anderes übrig?! :D
Für die Schlafplatzsuche war es an
diesem Abend schon fast zu dunkel und deshalb haben wir uns einfach
eine Straße gesucht, auf der eigentlich nie jemand vorbeikommt und
uns auf eine kleine Parkbucht direkt neben der Straße gestellt. In
dem Van war eigentlich alles vorhanden: Wenn man die Heckklappe
aufgemacht hat war eine kleine Kochgelegenheit eingebaut, mit Töpfe
und Lebensmittel und Geschirr. Der Innenraum war groß genug, damit
zwei Leute auf dem Boden schlafen konnten und das Dach konnte man zu
einem Zelt ausfahren für einen weiteren Schlafplatz. Sogar eine
Markise hätte man ausfahren können! Nur komisch war, dass ich
keinerlei Campinghocker gesehen hatte und schon befürchtete, dass
wir im Auto essen müssen. Bis Remy auf einmal drei Stühle und sogar
einen Klapptisch aus der Motorhaube zauberte! Ich dachte ich seh
nicht recht :D Nur...wenn da vorne Campingsachen drin sind, wo um
Himmels Willen ist dann der Motor und das ganze andere Zeug, das sich
eigentlich unter der Haube versteckt?? Fahren wir mit Luft und Liebe
oder was? Remy hat mich aufgeklärt und mir den Motor unter dem
Fahrersitz gezeigt...verrückte Karre!
Am Tag darauf sind wir entlang der
Great Ocean Road an einem Koalawald vorbeigekommen. Der Wald ist
tatsächlich voll von wilden Koalas, kein Gehege oder so was! An
jedem Baum sitzen ungefähr drei Bärchen und chillen den ganzen Tag
während sie Eukalyptusblätter knabbern.
Danach fuhren wir weiter, um endlich die weltberühmten 12 Apostels zu sehen. Doch wers glaubt oder nicht, wir sind tatsächlich daran vorbei gedüst! Bis wir das gemerkt haben waren wir bestimmt schon 80 km zu weit. Eigentlich kamen wir erst drauf, als wir in einem kleinen Ort ankamen, der laut Karte erst weit hinter den Apostels kommen sollte...tat er ja auch...blöderweise. Das einzig gute daran war, dass es dort eine Baustelle mit Wasserhahn gab. Wasserhähne sind für Backpacker Gold wert, denn sie bedeuten Haare waschen, Katzenwäsche und Geschirrspülen :) Dieser war auch noch auf Hüfthöhe und man konnte sich schon fast drunter stellen...also megadeluxe! Remy war mutiger als wir Mädels und hat sich einfach in dem Campingplatz eingeschlichen, um dort die Duschen zu benutzen. Den Wasserhahn hatten leider auch schon andere Backpackermädels entdeckt und die hatten eine Menge dreckiges Geschirr mitgebracht. Bis die also ihre Haare gewaschen und gespühlt hatten verging fast ne Stunde...sogar im Outdoorbad brauchen Mädchen lang :D
Nach der herrlichen Erfrischung waren
wir wieder motiviert die ganze Strecke zurück zu fahren um endlich
die 12 Apostels zu besuchen. Leider war das Wetter nicht so gut und
das Licht nicht perfekt für so tolle Fotos, wie man sie von
zahlreichen Kalendern kennt. Aber nicht so schlimm, denn insgesamt
war mir das Ganze viel zu voll mit Touristen man konnte die Aussicht
gar nicht richtig genießen.
| Twelve Apostels |
| Schlafplatz im Pinienwald |
| Engelchen |
| Teufelchen |
Wir haben tatsächlich wieder aus dem
Wald gefunden und sind den Tag über an der Küste weiter Richtung
Westen gefahren. Ich habe keine Ahnung, warum die 12 Apostel so
berühmt sind, weil man eigentlich alle paar Meter anhalten kann und
ein paar Felsen im Meer stehen sieht. Die meisten sind sogar noch
viel schöner und imposanter als die Apostels. Am besten haben mir
The London Arch und The Grotto gefallen. All diese
Gesteinsformationen sind durch Erosion vom Festland abgetragen
worden. The London Arch hieß früher The London Bridge, da die Bögen
eine Verbindung bis zum Festland hatten. 1990 ist einer der Bögen
zusammengebrochen, während sich Menschen auf dem Felsen aufgehalten
haben. Das muss ein rießen Schock gewesen sein, denn sie saßen auf
dem Felsen fest und mussten mit dem Hubschrauber abgeholt werden. Auf
dem abgestürzten Verbindungsstück hatte sich zum Glück niemand
aufgehalten und deshalb kam bei dem Zusammenbruch keiner zu Schaden.
Eine Brücke konnte man das Ganze aber nicht mehr nennen ;)
| The London Arch |
| Tho Grotto |
| es gibt auch noch andere verrückte Karren |
Am Nachmittag hatten wir das große
Glück, dass Jen in Portland eine Bekannte ihrer Mutter kontaktieren
konnte und wir von ihnen direkt eingeladen wurden. Cecille ist
Französin und hat Heath im Urlaub in Australien kennen gelernt.
Jetzt haben sie ein Haus und zwei Kinder, die zweisprachig
aufgewachsen sind. Die beiden waren total nett und haben uns ein
französisches Dinner zubereitet, mit Crepes zum Desert :) Als wir da
so beim Essen saßen, spazierte auf einmal etwas am Fenster vorbei.
Ich dachte zuerst es sei ein Hund, doch der Gang erinnerte eher an
einen Affen. Tatsächlich war es ein Koala, der von einem auf den
anderen Baum wechselte...crazy down under! In Portland gab es ein
paar Tage zuvor einen Unfall in einer großen Firma, bei der Gase
ausgestoßen wurden, die für Menschen gefährlich sein können.
Deshalb gab es an diesem Abend eine Kommunalversammlung, zu der uns
Heath mitgenommen hat. Auf der Versammlung wurden die Anwohner
beruhigt, den Helfern gedankt und man konnte sich bei Experten über
den Unfall und mögliche Risiken informieren, außerdem wurde eine
Telefonkette organisiert und Notfallnummern bekannt gegeben. Die
Feuerwehr hat von ihrer Arbeit erzählt und man hat zusammen ein paar
Bierchen gekillt. Katastrophenbekämpfung Australian Style! Cecille
hat uns ihr Gästezimmer hergerichtet und Jen und ich durften im
superbequemen Himmelbett schlafen. Außerdem hatten wir Storm, um
unsere Geräte aufzuladen und am nächsten Morgen eine heiße Dusche.
Die Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit in Australien ist
unschlagbar.
An diesem Tag hatten wir einige
Kilometer zu machen, denn wir wollten es bis Adelaide schaffen und
dort ein bisschen die Stadt anschauen. Für eine große Citytour hat
es leider nicht gereicht, aber ein bisschen was haben wir schon
gesehen bevor wir weitergefahren sind. Ein paar Stunden entfernt von
Adelaide hat unsere Auto dann zum Spinnen angefangen...na toll, das
musste ja kommen! Hilft ja nix, es war zu spät, um zu einer
Werkstatt zu fahren und deshalb haben wir uns einfach neben die
Straße auf ein Grundstück gestellt. Nicht gerade geschützt vor
dummen Blicken der Nachbarn und eigentlich habe ich mit einem Besuch
der Polizei gerechnet, doch der blieb glücklicherweise aus...leider
auch das Abendessen.
| Adelaide |
| überdimensionaler Flip-Flop |
Gut geschlafen
habe ich in dieser Nacht nicht, weil der ganze Van gewackelt hat,
wenn ein Truck vorbeigefahren ist. Allerdings habe ich so den
wunderschönen Sonnenaufgang mitbekommen, der sich über die Hügel
schlich. Nach einem spartanischen Frühstück mussten wir irgendwo
eine Werkstatt ausfindig machen. Blöd nur, dass wir keine Ahnung
hatten, wo genau wir eine finden können. Remy hatte die blendende
Idee einfach am nächsten Haus zu klingeln und zu fragen. Die Frau,
die aufgemacht hat hat uns sogar angeboten mit ihrem Auto voraus zu
fahren, sie musste sowieso ihre Kinder in den Kindergarten bringen
und machte für uns einen kleinen Umweg. Zum Glück wusste Remy was
seinem Auto fehlte, weil er dieses Problem schon einmal hatte und
somit ging die Reparatur recht schnell. Während die Männer den
Filter und das Öl auswechselten ergriffen Jen und ich die
Gelegenheit im Klo einer Tankstelle die Haare zu waschen. Als das
Auto repariert war mussten wir uns auf die Socken machen, denn wir
wollten noch einiges an Strecke schaffen. Die ganze Eyre Peninsula
haben wir durchquert und uns schließlich in Ceduna einen geeigneten
Platz für die Nacht suchen wollen, als wir bei unserer Suche von der
Polizei verfolgt wurden. Das war vielleicht aufregend, denn ich
wusste, dass Remy auch nicht ganz so legale Kräuterchen im Gepäck
hatte. Ich wusste auch nicht, ob mit dem Auto alles rechtens
ist...der TÜV ist bei den Australien zwar kaum vorhanden, aber eine
Zulassung braucht man trotzdem. Die Polizisten haben uns dann auch
angehalten und ich war froh, dass die Zulassung noch zwei Monate
gültig war. Das Auto haben sie nicht durchsucht, was mich schon sehr
gewundert hat. Aber vielleicht hatten wir einfach nur Glück und die
zwei Polizisten hatten gleich Feierabend ;) Als wir den Schock
verdaut haben wollten wir bloß weg von dem Ort, der voll von
komischen Gestalten war. Bis in die Nacht hinein sind wir
weitergefahren und dann irgendwo auf einer rest area schlafen
gegangen.
Die nächsten
zwei Tage haben wir mit Fahren verbracht, über die verlassenste
Straße, die ich je gesehen habe. An einer Landschaft vorbei, die so
trocken und schroff ist, dass man sich wundert, wie hier irgendetwas
überleben kann. Aber wir haben wilde Kamele und Emus gesehen, was
ein tolles Erlebnis war. Mitten im Nirgendwo kamen wir zur Grenze von
Western Australia. Am Tag davor haben wir uns blöderweise noch einen
Sack Zwiebeln gekauft, den wir nicht über die Grenze nehmen durften.
Der Grenzpolizist war aber so freundlich uns darauf hinzuweisen, dass
gekochtes Gemüse kein Problem wäre. Also blieb uns nichts anderes
übrig als all unsere Zwiebeln auf dem kleinen Parkplatz neben dem
Grenzübergang zu kochen. Danach ging die endlose Strecke weiter. Wir
sind über die längste gerade Straße der Welt gefahren. Die
sogenannte 90 Miles Straight erstreckt sich über 146,6 km ohne eine
einzige Kurve. Wir haben uns Magnum-Eis für 4,20$ (!) gekauft, haben
45 Grad Hitze ausgehalten, rießige Adler gesehen, sind 1000
Kaninchen und Mäuse in der Nacht ausgewichen und haben leider auch
das ein oder andere erwischt.
| die Grenze zu Western Australia |
| 90 Miles Straight |
| SMILE :) |
So verlassen und
einsam diese Steppe auch war, spannend und mystisch war sich allemal
und der Sternenhimmel in der Nacht ist einzigartig und atemberaubend,
so viele Sterne auf einmal habe ich davor und danach nie wieder
gesehen!
Nach diesen
Tagen sind wir wieder in der Zivilisation angekommen und heilfroh,
dass unser Aquarium auf zwei Rädern durchgehalten hatte. Der
Südwestzipfel Australiens lockt mit wunderschöner Landschaft und
Natur, leider hatten wir nur noch drei Tage zeit, bis wir Jen bei
ihrer Farm, wo sie die nächste Zeit arbeitet, abladen mussten.
Deshalb konnten wir nicht so viel mitnehmen wie wir eigentlich
wollten. Dennoch haben wir kleine Abstecher nach Esperance, Denmark,
Albany und Margaret River gemacht und ein bisschen an den schönen
Stränden relaxt.
| Remy als Glasbläser in Margaret River |
An unserem letzten gemeinsamen Tag haben wir eine rest area direkt am Strand gefunden, an der es sogar Strom gab und wir haben eine leckere Reis-Gemüse-Pfanne gemacht. Unser Schlafplatz war dann leider nicht so toll, weil wir unser Auto im Gebüsch vor Rangern verstecken mussten. Am nächsten Morgen sind wir zum Frühstücken nochmal runter zum Strand und sind mitten in einem Surfcup gelandet. Wahnsinn wie die Jungs surfen können...und das in so einer Kulisse! Mit unserem Surferstyle Auto sind wir da gar nicht aufgefallen und haben sogar Komplimente dafür bekommen :)
| lecker Reis-Gemüse-Torte |
| damit unsere Aquariumfische nicht verhungern |
| Jen beim Frühstück machen |
| Surfercup |
Danach sind wir
zu Jens Farm gefahren und haben sie dort abgesetzt. Von da waren es
auch nur noch 6 Stunden bis nach Perth. Am Rande der Autobahn haben
wir eine Matratze gefunden und sie gleich mitgenommen...na toll,
Hauptsache wir haben 10 Tage auf harten Brettern geschlafen ;)
Typisch ICH,
habe ich mich natürlich noch nicht um ein Hostel in Perth gekümmert
und hatte jetzt ein rießen Problem, weil alle Hostels voll waren.
Mein ganzes Handyguthaben habe ich vertelefoniert und das von Remy
auch, doch es war nichts ausfindig zu machen. Remy hat mir angeboten
mit zu Bekannten von ihm zu kommen, wo er diese Nacht schlief, doch
irgendwie wollte ich das nicht, da es etwas außerhalb von Perth war
und ich keine Möglichkeit hatte am nächsten Tag zurück in die
Stadt zu kommen. Mit schlechtem Gewissen hat mich Remy am McDonalds
in Perth rausgelassen, damit ich dort meinen Laptop laden und übers
Internet weiter nach einem Zimmer suchen konnte. Er hat mir trotzdem
mal seine Handynummer gegeben – für alle Fälle. Im McDonalds gab
es leider keine Steckdose und mein Akku war ratzefatze leer, außerdem
war es Sonntag und ich konnte kein Guthaben für die SIM-Karte
kaufen. Da hab ich mir dann doch ein bisschen Sorgen gemacht, wo ich
die Nacht verbringen sollte und mich zum Denken erstmal auf ne Bank
gesetzt. Ich habe gerade angefangen mich zu bemitleiden, da setzt
sich ein Mann zu mir und fragt mich, ob alles in Ordnung sei, weil
ich so verloren aussähe. Ich hab ihm von meinem Problem erzählt und
gesagt, dass ich nur noch ein Hostel wüsste, bei dem ich es
versuchen könnte. Er bot mir sofort an von seinem Handy aus dort
anzurufen. Es hört sich wie im Film an, aber in diesem Hostel war
tatsächlich noch genau ein Bett frei! Zwar kostete es 30$ pro Nacht
und ist in Frementle, einer Nachbarstadt von Perth, aber das war mir
dann auch scheißegal. Ja ich weis, das Glück fiel mir auf meiner
Reise mal wieder in den Schoß und machte es mir echt einfach...aber
gut so, ich war glücklich :) Auf die gute Nachricht sollten wir mit
einem Kaffee anstoßen, meinte Kiros, der hilfsbereite Mann mit dem
Handy. Eigentlich wollte ich nur noch ins Bett, aber andererseits
wollte ich auch nicht unhöflich sein. Wir hatten noch ein
interessantes Gespräch und er hat mir von seinen Reisen als
Flugzeugingenieur erzählt und von seinen Kindern, die als Ärzte und
Anwälte in Amerika arbeiten. Der Kaffee hat echt gut getan und
danach hat mich Kiros auch noch zum richtigen Bahnsteig am Bahnhof
gebracht, damit ich nicht in die falsche Richtung fuhr. Da können
sich die Deutschen mal wieder eine Scheibe anschneiden! Im Zug habe
ich Justus kennengelernt, der ein paar Mädels in Perth abgeholt hat
und ins gleiche Hostel wie ich musste. Er war mir irgendwie
unsympathisch, weil er nur Schlechtes über das Hostel erzählt hat
und es als Siffbude bezeichnet hat. Ich dachte mir, der Schnösel
labert doch nur, denn wenn ich 30$ (so viel hab ich noch nie gezahlt)
für eine Nacht zahle, dann wird es schon nicht so schlimm sein.
Leider hatte er absolut recht und das Hostel war der
heruntergekommenste Schuppen, in dem ich je geschlafen habe. Da hätte
ich lieber noch ein paar Tage im Auto verbracht. Ich wollte da ganz
schnell wieder raus und habe mich deshalb noch zu einem
Nachtspaziergang aufgemacht, um Frementle zu erkunden und etwas zum
Essen zu besorgen. Die Stadt hat das Hostel zum Glück wieder etwas
wettgemacht. Ich habe mich in einen Park gesetzt und einem Rießenrad
zugeschaut. Vom Niemandsland in die funkelnde Großstadt innerhalb
weniger Tage, die Umstellung war nicht ganz einfach.
Gerne hätte ich
den Südwesten noch genauer erkundet, aber dann wäre es mit
Sicherheit nicht so gekommen, wie es letztlich ist. Davon nächstes
Mal mehr :)
Wie ihr seht
weiß ich immer noch jede Kleinigkeit, die passiert ist, als wäre es
erst gestern gewesen. Diese Reise, mit all ihren Erlebnissen, hat
sich für immer in mein Hirn tätowiert :)
Liebste Grüße
Lena
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