Mittwoch, 28. Dezember 2011

Arbeiten in Ayr


Unglaublich aber wahr, das Segeln ist schon 2,5 Monate her!
Es wird also echt Zeit, dass ich euch wieder auf den neusten Stand der Dinge bringe...

Nach dem Segeln musste ich endlich mal wieder Zivilisation schnuppern und Menschen um mich herum haben. Das ging auch Ratzfatz. Nach einem kleinen Erkundungsspaziergang durch das “Städtchen” einfach die neue Zimmergenossin im Hostel in Airlie Beach geschnappt und auf die Piste gegangen;) Der Abend war super...alte Bekannte getroffen, Bierchen getrunken und viel getranzt! Den nächsten Tag hab ich dem Komunikationsmedium Internet gewidmet, auf das ich 3 Wochen lang verzichtet habe. Also Kekse, Chupachup und literweise Wasser im überteuerten Tante-Emma-Laden eingekauft, 24 Stunden freies Wifi besorgt und mich in mein klimatisiertes Hostelzimmer aufs Bett verkrochen und den ganzen Tag nicht von der Stelle bewegt. Endlich konnte ich wieder mal mit der Familie skypen, E-mails beantworten und Greyhound buchen.
Am nächsten Tag gings auch schon weiter nach Townsville, so toll war Airlie Beach als Stadt jetzt auch nicht.

Als ich vom Greyhound aus die ersten Hochhäuser hinter den Bergen erblicken konnte war ich schon total aufgeregt...Großstadt...jipiiiihhhhh:)
Ich bin aus dem Bus ausgestiegen, Richtung Hostel gelaufen und hab mich sofort verliebt! Es soll Leute geben, die mit Townsville gar nichts anfangen können aber ich finds total entspannt, freundlich und überall kann man den typischen Queenslandstyle an den Häuserfasaden erkennen. Das Hostel macht auch einen recht relaxten ersten Eindruck und weil Katja, die ich in Townsville ja besuche, noch im Callcenter arbeiten war, hab ich mich auf Shoppingtour begeben. Als Katja von der Arbeit zurück kam hab ich mich total gefreut sie wieder zu sehen und wir hatten uns jede Menge zu erzählen! Am nächsten Tag gings für mich ins Stockland (Einkaufszentrum)...Shoppingtour die 2. ;)
Am Abend gings mit den supernetten Leuten aus dem Hostel auf Kneipentour. Es ist so klasse als Mädl in Australien, man gibt nie viel Geld beim Weggehen aus, weil es da irgendwie üblich ist, dass die Jungs einem immer die Drinks spendieren...da sag ich natürlich nicht nein :D

Dafür hieß es dann am nächsten Morgen Kater ausschlafen und danach auf Arbeitssuche gehen, doch leider gabs in Townsville nicht das richtige für mich und somit hab ich im Working-Hostel in Ayr angerufen, weil ich gehört habe, dass da die Mangosaison bald anfängt. Super, Bett frei...morgen bin ich da!
Aussicht vom Kissingpoint
Um noch ein wenig mehr von Townsville zu Gesicht zu bekommen, bin ich am Strand entlang zum “Kissingpoint” gelaufen. Mein Gott, sind die Menschen hier sportlich, die ganze Promenade war voll von Joggern, Inlineskatern, Walkern und im Wasser Surfschüler und Ruderer...ich hab mich voll schlecht gefühlt. Aber der Aussichtspunkt war superschön und als die Sonne langsam untergegangen ist hatte ich einen tollen Blick auf den Rock Hill, einen Monolit, der mitten aus der Stadt ragt, und auf der anderen Seite auf Magnatic Island. Am folgenden Morgen habe ich Katja ein Pancakefrühstück zum Abschied gemacht, weil die Arme musste schon wieder zur Arbeit. Nachmittags hab ich mich noch in den wundersschönen Park an der Marina gesetzt, dem Springbrunnen beim plätschern zugeschaut und auf meinen Bus nach Ayr gewartet. Ayr liegt eine Stunde südlich von Townsville entfernt. Ich bin also schonmal durch gefahren, als ich nach Townsville kam, denn eigentlich bin ich ja Richtung Norden unterwegs.

In Ayr angekommen hat mich erstmal der Schlag getroffen – was ein Kaff!
Im Ayr Backpackers, dem Hostel, hat mich Daphne, die nette Freu an der Rezeption, mit den zigtausend Regeln des Hauses vertraut gemacht und mir gesagt, dass die Mangosaison in 2-3 Wochen anfängt, dass ich aber auf jedenfall schon davor Arbeit bekomme. Naja, eigentlich wollte ich nur 2-3 Wochen bleiben, aber wenn ich anstatt Mangos irgendwas anderes machen kann is das ja auch okey.
Die Leute waren mir gleich recht sympatisch und das Haus ist...nun ja, typisch Working-Hostel halt;) Die uralten Stockbetten stehen Kante an Kante, die “Zimmer” sind ohne Türen alle miteinander verbunden und die Duschen, bzw. Klos sehen nicht gerade einladend aus. Mein Bett steht auf der Veranda, die mit einem Holzverschlag überdacht wurde, und besitzt eine Matratze, die in der Mitte eine rießen Kuhle hat, damit man auch schön den Lattenrost drunter spührt. Alles etwas gewöhnungsbedürftig, aber in Ordnung...der große Außenbereich, mit großem Tisch, Basketballkorb, Volleyballnetz und Poolarea geben Pluspunkte;)

Am Wochenende hatte ich auch gleich einen Job zum Chillipfücken bei einem Mann, der das ganze nur nebenberuflich macht und normalerweise Bänker ist. Er hat ein paar Chillibäumchen im Garten (also wie in Deutschland darf man sich “Garten” aber nicht vorstellen, das Grundstück ist schon recht groß, nur nichts im Vergleich zu anderen Farmern) und lässt sie von ein paar Mädels am Wochenende pflücken. Das ist zwar ganz nett, um die Wochenmiete wieder reinzubekommen, aber reich wird man davon nicht, vor allem, weil man nicht stündlich, sondern per Gewicht bezahlt wird. Nach diesem Wochenendjob war leider erstmal Ende Gelände mit den Jobs und deshalb bin ich 1,5 Wochen nur dumm im Hostel rumgesessen und hab mich gelangweilt. In Ayr gibt es halt auch rein gar nichts zu unternehmen und deshalb haben ich und ein paar andere Wartenden sogar schon angefangen Pokemon auf dem Computer zu zocken...so weit ist es schon gekommen;) Einmal hab ich noch auf einer Farm Mais geschält, das war vielleicht easy...die haben uns die Maiskolben sogar unter einen Baum in den Schatten geschüttet und haben Sonnencreme und Trinken bereitgestellt. Voll cool, aber leider nur für einen Tag.

An den Sonntagen haben die meisten frei und deshalb geht an den Samstagen im Hostel so richtig der Punk ab, d.h. es wird der Goon-Kühlschrank geplündert und die Öttingerdosen (tatsächlich das “beste” Bier, das man in Australien bekommt!) ausgepackt. Bis um 10 Uhr sitzen wir gemütlich im Hostel, danach geht die ganze Kolonne ins Kalamia, der Stammkneipe, und wer dann noch fit ist tanzt sich im Queens die Füße wund;) Am nächsten Tag gibts dann, nach dem Katerfrühstück, immer die besten Geschichten vom letzten Abend zu hören, die behalt ich aber lieber für mich;)...nein, nicht was ihr denkt....SCHLIMMER! :DD
auf dem Weg ins Kalamia
Die zwei Wochen waren schon längst vergangen, doch die Mangos waren noch lange nicht reif!
Irgendwann hatte ich endlich meinen ersten festen Chillijob, bei Ross' Farm, aber leider wieder nur per Kilo bezahlt. Die Farm ist im Hostel für ihre “Killer-eggplants” bekannt, d.h. die meisten, die dort mal Auberginenplücken ausprobiert haben haben nach 3 Stunden wieder gekündigt, weil es zu hart war. Die Jungs müssen dort hinter einem Fließband herrennen, das an einem Traktor befestigt ist und die Früchte auf das Band schmeißen, während der Supervisor auf den Traktor nicht gerade langsam fährt und die Arbeiter antreibt. Zu allem Übel haben Auberginenpflanzen auch noch so komischen Staub, der schnell in Augen und Nase gelangt, außerdem wachsen sie ziemlich niedrig und man hat durch das Tempo keine Zeit sich aufzurichten...10 Stunden lang! “Killer-eggplant” ist also der absolut richtige Ausdruck. Dadurch, dass die Chillimädels per Kilo bezahlt werden, gibt es keinen, der einen antreibt, man wird einfach am Morgen an einem Feld abgeladen und am Abend wieder eingesammel. Die Felder werden allerdings nicht wirklich gepflegt, weshalb überall Diesteln und Dornenbüsche wachsen, die einem die ganzen Arme und Hände zerkratzen...aber das ist dem Farmer so was von egal. Auch, dass es für die Mittagspause keinen einzigen Schattenplatz gibt oder dass, fals dich ne Schlange erwischt oder sonst was passiert, kein Schwein in der Nähe ist. Das interessiert da niemanden, die Arbeiter werden eher als Tiere oder Sklaven gesehen. Das Landleben ist hier schon echt ruppig und hart, aber Ross ist auch relativ extrem.
Obwohl ich mich echt angestrengt hab und im Vergleich zu manch anderen relativ gut war hab ich nur an die $90 am Tag verdienen können...das ist nix, es werden ja auch noch Steuern und Transport ($8/Tag) abgezogen! Nach 2 Tagen hab ich gesagt ihr könnt mich mal und hab gekündigt. Mick (Hostelbesitzer) und Daphne (seine Frau) waren nicht sehr begeistert und haben mich so hingestellt als hätte ich mich nur nicht genug angestrengt. Sie haben gesagt, dass ich so schnell keinen Job mehr bekomme, weshalb ich mich schon fast entschieden habe von Ayr abzuhauen, als ich zwei Tage später einen weitern Chillijob hatte, diesmal stündlich bezahlt...yesss!

Chillis
Mittagspause im Shed
Bei Sibby, meinem neuen Farmer, war die Arbeit auch um einiges enspannter und ich mochte meinen Job sogar richtig. Dort habe ich den ganzen Tag auf dem Feld gehockt, Musik gehört und über alles mögliche Nachdenken können...meine persönlichen Meditationsstunden, wie ich die Arbeit dort immer nenne:) Okey, ganz so chillig wars auch nicht, der Rücken schmerzt einem jeden Abend und die Hitze ist fast unerträglich, aber wir wurden in der Lunchpause immer ins Shed (dort werden die Chillis und Eggplants verpackt) gefahren, wo man sein gekühltes Wasser und Brotzeit im Kühlschrank hat...ganz anders als bei Ross. Der Farmer hat ebenfalls Eggplants, die allerdings auch humaner zum plücken sind, da sie ohne Fließbandtraktor, sondern mit Körben geerntet werden. Obwohl mich Sibby manchmal Nachmittags im kühlen Shed arbeiten lassen hat, um die Chillis in Kartons zu verpacken, wollte ich immer lieber wieder aufs Feld zurück:)

Nach zwei Wochen, die ich dort gearbeitet habe, war die Saison allerdings auch schon wieder zu Ende...doch kein Grund zur Sorge...die MANGOS sind ENDLICH reif!!!!
Zwei Tage später bin ich mit vielen anderen auf Papalado's Farm gefahren und habe dort ich Shed, also einem großen Wellblechverschlag, in dem die Maschinen und Fließbänder stehen, angefangen Mangos in Kartons zu verpacken. Die Mangos werden von den Pickern in große Bins geschmissen, vom Feld werden diese Bins mit Traktoren ans Shed gefahren und mit einer extra Hebemaschiene auf das erste Fließband gekippt. Dieses Band befördert die Mangos durch eine Art Waschanlage, wo sie erst mit Wasser und dann mit irgendeinem chemischen Mittel besprüht werden. Danach gelangen die Früchte zu den Gradern (dt. Sortierer), die blitzschnell entscheiden müssen, welche Mangos in den Juce (dt. Saft = also schöneres Wort für Abfall^^) kommen und welche Mangos erste bzw. zweite Klasse sind. Wenn die Grader ihre Sache gut gemacht haben kommen die makellosesten Mangos in der ersten Klasse an und die nicht ganz so schönen in der zweiten Klasse. Von der Maschine werden die Mangos dann gewogen und fallen je nach Gewicht/Größe an verschiedenen Stellen aufs Fließband. Diese Bänder befördern die sortierten Mangos in große, sich drehende Trommeln, wo sie von den Packern in die Kisten gepackt werden. Pro Klasse gibt es circa 14 Tommeln, d.h. zwei pro Größe (10,12,14,16,18,20, 22). Jede Größe hat ihr eigenes Inlet (Plastikfolie, in denen die Kuhlen für die Mangos schon erkennbar sind) und ihre eigene Art gepackt zu werden. Da gibt es welche, die schräg liegen müssen, andere gerade, manche werden sehr aufrecht gepackt und wieder andere eher flach. Ziel ist es, dass sich die Mangos später nicht mehr bewegen, wennn man an der Kiste ruckelt, damit sie den Transport bis in die Geschäfte gut überstehen. Ich habe bei Papalado meistens alleine die dritte Klasse gepackt, aber das ist jetzt wieder ne andere Geschichte, das wird jetzt zu kompliziert;) Jedenfalls muss man sich echt abhetzen, wenn sich die Tommeln nämlich zu sehr mit Mangos füllen, laufen sie irgendwann über und fallen auf den Boden, dann sind sie nur noch Juce. Wenn man in der ersten Klasse ne Mango hat, die zu hässlich dafür ist, hat man ein Minilaufband, auf das die Frucht gelegt und dann Richtung zweite Klasse tranzportiert wird. Es ist echt erstaunlich, wie das alles zusammenhängt und insgesamt eine rießen Maschine ergibt. Pro Stunde werden bis zu 25 Bins in die Maschine geschüttet, wobei in einem Bin ungefähr 400kg Mangos sind....unglaublich oder?! Gepickt werden die Mangos übrigens hauptsächlich mit Cherrypickern, das sind so Art Kräne, die sich von dem Picker, der auf dem Kran steht, per Fuß bedienen lassen. Somit kann man den ganzen Baum abfahren oder auch in den Baum reinfahren, damit man alle Früchte erreicht...und das Baum für Baum und Reihe für Reihe. Eine Reihe kann auch gut mal einen Kilometer lang sein, also die Farmen sind echt rießig. Papalados hat als einer der größten Farmen im Umkreis 85000 Bäume, die mit 22 Cherrypickern und einigen Groundcrews geplückt werden. Die Groundcrews plücken die Mangos mit so ausfahrbaren Stangen, die sie in die Äste einhaken und dann kräftig Schütteln bis das Obst vom Baum fällt und aufgeklaubt werden kann. Soll ganz schön kräftezehrend sein das Ganze...zum Glück bin ich im Shed:)
Leider waren wir Packer mit 25 Bins pro Stunde einfach zu gut^^ und deshalb hatten wir anfangs immer nur wenig Arbeit im Shed. Alf, unser Supervisor hat sich dann entschieden lieber weniger Arbeiter zu nehmen und dafür länger zu Arbeiten...also hat er die Hälfte des Sheds wieder gekündigt, darunter meine Wenigkeit. Allerdings hat er versprochen uns zurück zu nehem, sobald es wieder genug Arbeit gibt.
Das Papaladoshed
Pustekuchen, hat er nicht! War mir dann aber auch egal, denn ich hatte inzwischen einen Shedjob bei Corrik, der zweitgrößten Farm in Ayr. Mein erster Tag dort war der Horror...die Maschine ist ungefähr die Gleiche, aber die Arbeiter sind von jeglichem Tageslicht bzw. Frischluft abgeschottet, weil das Shed so dunkel und eng ist. Als ich das erste mal in den verranzten Schuppen reingegangen bin hat mich der Gestank von vergammelten Mangos fast umgehauen und ich wollte nur noch raus! Aber hilf ja nix, das Geld wächst leider nicht an den Bäumen;) Die Supervisorin ist die Tochter vom Besitzer und ungefähr so alt wie ich, was nicht heißt, das sie ein liebes nettes Mädchen ist...nein, das ist sie wirklich nicht! Viel eher hat sie es wie kein Zweiter drauf, ihre Arbeiter psychisch fertig zu machen und wegen jeder Kleinigkeit zu feuern...blöde Ziege echt! Das schlimme an der Arbeit ist, dass wirklich jeder, und ich meine JEDER Handgriff genau unter die Lupe genommen und kontrolliert wird...und das gut und gerne mal 10-14 Stunden am Tag, das sind nämlich unsere gewöhnlichen Arbeitszeiten. Auf jedenfall wird jede Kiste, die du packst und mit deiner Nummer versehen musst, akribisch nach irgendwelchen Fehlern, wie einer Softnose oder einer zu großen dunklen Stelle auf einer Mangoschale, durchsucht. Die stellen dafür extra Leute ein, die die Arbeiter kontrollieren und dann zusammenscheißen, wenn mal was nicht ganz stimmt. Ich hab immer abwechselnd ein Set (von Pause zu Pause) gepackt und ein Set gegradet. Irgendwann war ich so gut und schnell im Packen, dass ich es mir sogar erlauben konnte, meine Gedanken abschweifen zu lassen, ohne zu viele Fehler zu machen, weshalb ich viel lieber packe. Graden erfordert dafür viel mehr Konzentration, weil man innerhalb von Millisekunden entscheiden muss, in welche Klasse die Mango kommt, die Softnoses muss man am Besten alle aussortieren und durch sogenannte Shoots in den Juce schmeißen und dabei muss man auch noch aufpassen, dass es einem nicht schwindelig wird von den tausenden Mangos, die an einem vorbeifahren. Die Handbewegungen sind dabei so schnell, dass man sie kaum noch sehen kann...oke, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber es ist echt sauschnell;) Wenn du ne Mango in ne flasche Klasse einsortierst kommt Dave, ein hagerer Hanswurst, der zum ersten Mal in seinem Leben was zu sagen hat und das voll auskostet, und macht dich zur Sau. Den Rest vom Tag darf man sich dann keinen Fehler mehr erlauben, sonst ist man am nächsten Tag arbeitslos. Die Supervisor haben allerdings nicht genug Eier in der Hose dich persönlich zu Feuern, sondern du siehst dann nur, wie dein Name an der Tafel in der Hostelrezeption durchgestrichen ist. Ohhh Mann, ich reg mich schon wieder viel zu sehr auf...easy goin' oder wie war das? Dieser Livestyle wird bie Corrik's Farm jedenfalls nicht vertreten! Nun gut, ich war eine der “Glücklichen”, die bis zum Ende durchgehalten haben und bin echt froh, dass ich das hinter mir habe.

Wie ihr seht kann Farmarbeit recht gechillt und angenehm sein, aber auch der absolute Alptraum. Inzwischen warte ich auf einen neuen Job, da ich mich nach langem Überlegen dazu entschlossen habe, über Weihnachten doch hier zu bleiben, und mit meiner “Ersatzfamilie” im Hostel zu feiern:) Ich bin jetzt schon mehr als zwei Monate hier und mit der Zeit hab ich mich an das Hostel so sehr gewohnt, dass ich sogar ein wenig traurig sein werde, wenn ich am 26.12 nach Melbourne fliege. Ich freue mich schon unglaublich auf die Stadt und dass es endlich, mit gefüllter Reisekasse, wieder weitergeht. Bis dahin werde ich vielleicht noch etwas Schrimms auspuhlen oder so...ich bin mal gespannt was mein nächster Job ist!

Cheers

Lena

Montag, 14. November 2011

Waale

Weil ich das Video beim letzten Post nicht hinzufügen konnte, folgt es eben in einem Extrapost!

Segeln – nach Mackay und Airlie Beach/Whitsundays

Einen wunderschönen guten Tag!

Vor 2 Tagen bin ich nach drei Wochen von Bord der Inara gegangen, auf der ich jede Menge tolle Erlebnisse gemacht habe. Ich werde nicht alle Einzelheiten erzählen, sonst werde ich da heute nicht mehr fertig, aber für euch ich pick die Highlights raus...
Oh Mann ich weis gar nicht wo ich anfangen soll...vielleicht am Anfang;)

Inara 
In Yeppoon hat mich Ben vor dem Segelclub abgeholt und kurz darauf hab ich auch die zwei Französinen Loise und Myriam kennengelernt, die schon einen Tag früher angekommen sind. Alle 3 machten gleich einen sehr sympatischen Eindruck auf mich, was mich sehr erleichterte...wochenlang mit irgendwelchen Idioten auf nem Schiff “gefangen” zu sein wäre ein Alptraum gewesen.
Ben (33) lebt schon sein ganzes Leben auf nem Schiff und Inara, sein drittes Segelboot, hat er sogar selber gebaut. Vier Jahre hat das gedautert und erst im März hat er es zum ersten Mal ins Wasser gelassen...also noch niegelnagelneu:) Jedenfalls ist Ben Australier und so ne Art Seenomade, denn nen richtigen Job und ein zu Hause auf dem Land hat er nicht, sondern er segelt halt von Ort zu Ort und wenn er Geld braucht, dann arbeitet er ein bisschen, z.B. als Segler auf dem großen Charterschiff, Pizzabäcker oder irgendwelche Hafenarbeiten. Ganz schön gechilltes Leben muss man sagen!
Loise (23) und Myriam (24) sind, wie ich, Backpacker und schon 11 Monate in Australien unterwegs. Sie sind superlieb und ihre englische Aussprache ist zum Schießen;) Die zwei waren mit ihrem Campervan in ganz Australien unterwegs und sind somit echte Tavelprofis, weshalb sie mir gleich eine Liste mit Orten gemacht haben, die ich nicht verpassen darf und mir ein paar Nummern von ehemaligen Arbeitgebern in die Hand gedrückt. Beides sind fertig studierte Juristen, also komme was wolle wir sind gut verteidigt;)
Mit so einer super Crew segelt es sich doch gleich 3 mal so gut! Das Wetter hat jedenfalls immer perfekt mitgespielt und wir hatten immer blauen Himmel über uns. Das mit dem Wind hat anscheinend auch gepasst, denn der Motor musste nicht so oft angeschaltet werden, womit ich annehme, dass der Windgott auf unsere Seite war.
Die erste Nacht haben wir an einer Bucht der North Keppel Island geankert, einer Insel, die zu der Capricorn Coast gehört. Capricorn heißt übrigens Steinbock...passt also voll zu mir:) Der Strand war wunderschön und es gab sogar Duschen dort, also so Campingdinger halt...kalt. Was aber absolut schrecklich war, sind die Sandflys. Winzig kleine Fliegen, die dich überall beißen und deren Stiche schlimmer jucken als Moskitostiche.
Bügeln auf Hexham Island
Hexham Island
Nach ein paar Tagen sind wir zu meiner absoluten Lieblingsbucht gekommen. Hexham Island! Als wir mit dem Boot eingetrudelt sind konnt ich meinen Augen kaum trauen. Die Bucht wird von kantigen Felsen, die aus dem Wasser ragen, umrahmt. Über der Insel kreisen ein paar Adler, die auf einem der Felsen nisten und der Strand ist zwar klein, aber besteht aus feinstem weißen Sand. Außerdem scheint die Insel ein mysteriöses Geheimnis zu bergen, da wir am Strand alte Schiffsreste, zerfetzte T-shirts, eine Autobatterie, einen leeren Benzinkanister und ein Bügelbrett gefunden haben...erinnert mich irgendwie ganz schön an “Cast away”. Ich hab nur gehofft, dass wir den Typen, den es da angespült hat, nicht irgendwo im Gebüsch finden. Ben war vor ungefähr 5 Jahren schonmal dort und hat erzählt, dass er einen Walk um die Insel gemacht hat...leider haben wir den Weg nicht mehr gefunden und bevor wir auch noch verloren gehen haben wir es lieber gelassen;) Stattdessen haben wir “Hang man” im Sand gespielt.
Sonnenuntergang vor Hexham Island
Vom Schiff auf die Inseln gelangen wir übrigens mit unserem Dingy, ein kleines Boot, das in unserem Fall leider ein Leck hatte. Das “Watergirl”, also eine von uns Mädels, musste immer mit einer aufgeschnittenen Milchflasche das Wasser aus dem Dingy scheffeln, damit wir nicht untergehen:)
Zurück auf unserer Inara haben wir entdeckt, dass Ben das Schiff am perfekten Platz geparkt hat, denn wir konnten die Sonne zwischen zwei Felsen untergehen sehen, was absolut Postkartenpotential hatte!
Am nächsten Tag gings dann nach Percy Island, eine Insel, die sogar von 5 Leuten bewohnt wird. Nochmal so eine wunderbarer Bucht, in der wir diesmal nicht die einzigen waren, sondern mit vier anderen Schiffen vor der Insel geankert haben. Auf dem Palmenstrand steht eine hölzerne Hütte, die sich A-Frame nennt und in der sich jede Schiffscrew, die vorbei kommt,, verewigen darf. Das haben anscheinend auch schon jede Menge Leute gemacht, denn die Hütte hängt voll von jeglichem Zeug, beschriftet mit dem Namen des Schiffes und der Crew und dem Datum. Ich kann euch nicht alles beschreiben, was da so hing, aber es war so ziemlich alles dabei, von Ankern über BHs bis hin zur Zahnbürste. Aber ihr könnt ja das Bild mal absuchen!
A-Frame
Percy Island
ich mit Kokusnussgirl
Begrüßt wurden wir von Ernst mit: “Welcome to Paradise!” Damit hatte er absolut Recht, die Insel ist ein Traum und gleichzeitig sein zu Hause. Ernst ist nämlich einer der Bewohner von Percy Island. Wie man am Namen schon erahnen kann ist Ernst aus Deutschland, aber mit seinen Eltern schon relativ früh nach Australien ausgewandert und spricht deshalb kaum mehr Deutsch. Jedenfalls ist er ein recht netter Geselle, den das Inselleben allerdings etwas verändert hat...bisschen verrückt is der Kerle nämlich schon;) Kein Wunder..er hat uns erzählt, dass er seit circa 7 Jahren auf der Insel lebt und sie erst drei Mal verlassen hat. Er hat uns dann für den nächsten Tag zum Goatstew (Ziegeneintopf) eingeladen, den er für uns über der Feuerstelle kochen will. Die Ziege dafür wird er in der früh noch schießen, die leben auf der Insel nämlich wild und sind, neben den Pfauen, das einzige Fleisch, das die Inselbewohner hier essen können. Bevor wir uns den Goatstew schmecken haben lassen, sind wir zum Homestead hochgelaufen, dem Haupthaus auf der Insel, in der Kate und ihr Mann leben. In dem Haus fühlt man sich wie ins 19. Jhd versetzt, denn der Ofen und die Möbel sind sowas von rustikal, der Bretterboden knarzt überall und die Stühle sind mit echtem Ziegenfell überzogen. Was mich gewundert hat ist, dass es tatsächlich Storm in dem Haus gibt, da auf der Insel vor ein paar Jahren Solarzellen installiert wurden. Von Kate sind wir zum Kaffee eingeladen worden und haben uns die Makadamianüsse geknackt, die wir am Baum vor dem Haus fanden.
Kokusnussknacken mit Ernst
Zurück am Strand sind wir ums Feuern gesessen und haben gekocht. Der Ziegeneintopf war auch echt erstaunlich gut und vor allem super gewürzt.
Da uns die Insel so gut gefällt haben wir entschieden noch einen Tag länger hier zu bleiben und zum Castle Rock zu laufen. Weil Ernst so und so nichts besseres zu tun hatte hat er uns begleitet, was bitter nötig war, denn alleine hätten wir den Weg wahrscheinlich nicht gefunden. Außerdem hat er uns mit dem 4WD ein Stück weit gefahren und dann war es nicht mehr ganz so lang zum Laufen...er wollte sich das Gejammer von uns Mädels nicht antun:)
so standen wir während der Fahrt auf dem Auto
Die Fahrt mit dem 4WD war voll witztig, da es nur einen Fahrer- und einen Beifahrersitz gibt und Myriam, Loise und ich zusammen mit zwei Hunden auf der Ladefläche gestanden sind. Wie bei einem Computerspiel mussten wir den Zweigen, die in den Weg ragten ausweichen. Leider haben sie uns trotzdem einige Male erwischt...jetzt möchte man denken: Was ist an ein paar Zweigen so schlimm? Ich verrate es euch...die Rießenspinnen, die sich in ihren Rießenspinnenweben an die Zweige hängen und sobald man diese Zweige erwischt auf dir rumkrabbeln! Ja, echt...Spinnen mit nem Durchmesser von einem Spiegelei, wobei das Eigelb ungefähr die Größe von dem Spinnenkörper ist. Im ersten Moment sehr furchteinflösend die Dinger, aber ich hab mich irgendwie daran gewöhnt und fands dann gar nicht so schlimm, außerdem hat mir Ernst versichert, dass es auf der Insel nichts giftiges gibt;)
auf dem Castle Rock
Nachdem wir die Fahrt gut überstanden haben sind wir Richtung Castle Rock gelaufen und ich hab schon nach zwei Minuten gedacht, dass wir absolut LOST sind, aber die zwei Männer waren der festen Überzeugung, dass da ein Weg ist. “Weg” war aber die Übertreibung schlechthin, da waren nämlich nur Felsen und Gras und Bäume...nen Weg hab ich die ganze Zeit nicht gesehen:) Über den “Beinahe-fast-Weg” sind wir aber erstaunlicherweise an unser Ziel gekommen...den Castle Rock, der höchste Punkt von Percy Island. Die schwerste Atappe kam aber erst noch, denn wir mussten den Felsen ja auch noch hochkrakseln. Mit dem Hintern an der einen Felswand und den Füßen an der anderen haben wir uns da hochgezwängt und sind glücklicherweise heil oben angekommen. Ein Panorama der besonderen Art war die Belohnung für den harten Anstieg!
mein Lieblingsplatz
Am nächsten Tag haben wir die paradiesische Insel wieder verlassen und uns auf die Suche nach neuen Abenteuern gemacht. Meinen Lieblingsplatz auf dem Boot hab ich inzwischen auch gefunden...vorne am Rumpf mit einem Bein auf jeder Seite. Das fühlt sich an wie wenn man über das Wasser reitet und ab und an wird man von einer großen Welle abgekühlt. Aber das beste an diesem Platz ist, dass man die Waale als erstes sichtet und davon haben wir jeden Tag mindestens zwei gesehen. Meistens sieht man einen Mutterwaal, der gerade sein Junges füttert und man kann sich ihnen sogar auf wenige Meter nähern...ein tolles Gefühl. Manchmal führen die Ozeanrießen auch Luftsprünge vor, von denen sich manch ein Zirkusartist noch ne Scheibe abschneiden kann. Auch Delfine springen täglich neben dem Schiff her und ab und zu streckt eine Rießenschildkröte ihren Kopf aus dem Wasser. Haie hab ich auch schon zwei gesehen...das fand ich eher gruselig als toll. Das war auch der Grund weshalb ich mich nicht so oft zum Schnorcheln ins Wasser getraut hab. Ben kennt sich mit solchen Sachen aber ganz gut aus und wusste, wo es einigermaßen sicher ist. Das Schnorcheln war aber echt eine tolle Erfahrung, denn die Korallenriffe die man von da sehen kann sind einzigartig. Lauter bunte Fischlein schwirren da um dich herum und kommen so nah, dass man sie sogar fast anfassen kann:)
Nach einigen Tagen haben wir uns auf den Weg nach Mackay gemacht, eine bisschen größere Stadt, in der wir unsere Vorräte und Wassser-, bzw. Benzinkanister auffüllen konnten. So langsam ist das frische Wasser auf dem Boot nämlich ganz schön knapp geworden und hat gerade noch zum Trinken gereicht. Campingdusche war also nicht drin, d.h ich hab gelernt, mir mit zwei 0,5-Liter-Wasserflaschen Körper und Haare zu Waschen. Aber auf eine richtige warme Dusche hab ich mich trotzdem wie eine Schneekönigin gefreut;) Doch zuerst haben wir das Einkaufszentrum gestürmt und es erst wieder verlassen, als alle Taschen bis zum Rand mit Essen gefüllt waren und unsere Arme vom Tragen fast abgefallen wären. Weil wir auf dem Schiff ja sonst nicht viel zu tun haben, zaubern wir nämlich jeden Tag Köstlichkeiten auf den Tisch. Da gibt es zum Beispiel Chilli con Carne, indisches Curry mit Reis, selbstgemachtes Sushi, Hommus, Kartoffelgratin, Lasagne und jeden Tag Pancakefrühstück mit Früchte...Ohja wir lassen's uns gut gehen;) Am Tag darauf war Waschtag angesagt, für uns, sowie für unsere Klamotten. Nach der Laundry ging es also in die öffentliche Lagune zum Duschen...leider kalt, aber trotzdem die beste Dusche, die ich je hatte!!!
Sushifisch
Wieder voll ausgestattet konnten die Whitsundays kommen...
Whitehaven Beach
Die Whitsundays, das ist eine Inselgruppe, die aus vielen großen und kleinen Inseln besteht. Die Strände dieser Inseln gehören zu den Schönsten der Welt, besonders der Whitehaven-Beach, der aus puderweichem weißen Sand besteht und sich über mehrere Kilometer erstreckt. Diesen paradiesischen Strand haben wir auch ziemlich bald angesteuert und es war wirklich himmlisch dort. Allerdings sind da für meinen Geschmack zu viele Touristen, denn überall ankern große Charterschiffe mit lauten, feierlustigen Reisenden. Zum Glück haben wir unserern Kaptän Ben, der immer einen Trumpf im Ärmel hat...auch hier hat er uns zu einem Geheimplatz gesegelt, wo es menschenleer war und wir die Natur genießen konnten. Den Aussichtspunkt, den die Menschenmassen anstürmen haben wir uns auch angeschaut, doch viel schöner wars auf dem Berg nebenan, der die atemberaubenste Aussicht bietet, die man sich vorstellen kann. Ohne Scheiß, ich hätte heulen können so wunderschön war es da! :) Oben auf dem Felsen, von dem aus es Hunderte von Meter steil nach unten geht, war unter ein paar Steinen ein Glas versteckt. In das können die Menschen, die diesen Ort besuchen, eine Nachricht hinterlassen. Der Idee sind auch schon einige vor uns gefolgt, deren Zettel allerdings von der Sonne schon ganz ausgebleicht und kaum zu entziffern sind. Fast eine Stunde lang haben wie die Aussicht genossen, die wie ein Aquarellgemälde aussah, da sich das dunkelgrün des Flusses mit dem türkisblauen Meereswasser vermischten und sich langsam durch die Sanddünenlandschaft schlängelten. Ja, und mittendrin konnten wir unsere zwei Schiffe entdecken. Das zweite Schiff gehörte Bens Vater, den wir am Whitehaven-Beach getroffen haben und der uns begleitet hat. Von ihm hat Ben wohl seine Liebe zum Segeln geerbt, denn auch sein Vater ist ein leidenschaftlicher Segler und ein netter noch dazu. Damit wir auch ja nicht verhungern (die Gefahr bestand absolut nicht) hat er uns seine kompletten Vorräte überlassen und wurde dafür von uns Mädels zwei Tage lang bekocht. Nach den zwei Tagen hat er uns dann wieder verlassen und wir haben die weiteren Inseln abgeklappert.
Korallenstrand
Ein tolles Highlight für mich war der kleine Strand, der statt aus Sand ausschließlich aus weißen Korallen besteht. Mit diesen Korallenstücken kann man wunderbar Wörter auf die Felsen legen und Nachrichten schreiben;) Dort hätte ich mich ewig aufhalten können, aber schon wartete das nächste Abenteuer...Schnorcheln am Great Barrier Reef! In nur zwei Stunden waren wir dort und konnten die zauberhafte Unterwasserwelt bewundern. Direkt unter unserem Schiff hat schon ein Rießenfisch gewartet und wir mussten nicht weit schwimmen, da konnte ich bereits die kunterbunte Vielfalt an Fischschwärmen sehen, die sich ihren Weg durch die Korallenriffe bahnten. Ich hab wirklich gedacht ich bin bei “Findet Nemo” gelandet:) Der Hai, der unter mir durchgeschwommen ist war allerdings nicht so groß wie Bruce, sondern nur ein kleiner Riffhai, aber trotzdem bin vor Angst erstmal erstarrt. Glücklicherweise hab ich den Hai einen Dreck interessiert und ich konnte mich wieder etwas entspannen. Nichts desto trotz hab ich mich bald wieder aufs Schiff gerettet...man kann ja nie wissen, ob nicht irgendwo seine großen hungerigen Kumpels auf mich warten:)
Die Inara Crew
Nach drei Wochen voller toller Erlebnisse haben wir den Hafen von Airlie Beach angesteuert, an dem wir Mädels von der Inara gehen und sich unsere Wege trennen werden. Myriam und Louise werden mit einem australischen Freund campen gehen, Ben bekommt Besuch von seiner Mutter und ich werde zwei Tage in Airlie Beach verbringen und dann weiter nach Townsville fahren, um Katja dort zu besuchen und nach so langer Zeit auf See mal wieder Großstadtluft zu schnuppern.
Hiermit endet die Geschichte über meine bislang schönste Zeit in Australien...

Ahoi ihr Landratten:)

Eure Lena

Sonntag, 9. Oktober 2011

Agnes Water/1770

Jetzt hab ich zwei Blogeinträge an zwei Tagen geschrieben und nun folgt auch noch der dritte. Gut oder?! Ich muss euch ja endlich mal auf den neuesten Stand bringen und hier auf dem Segelschiff hab ich viel Zeit:)

Um 21 Uhr bin ich mit meinem Greyhoundbus in Agnes Water eingetrudelt und da stand auch schon der Pickupservice vom Hostel, der mich netterweise von der Haltestelle abgeholt hat. Das Hostel ist wunderschön gelegen, etwas abseits zwar aber dafür ist jede Menge Platz vorhanden, der mit Bungalows bebaut worden ist, in denen sich die Zimmer befinden. Die Häuschen bestehen je aus zwei 4-Bett-Zimmer, die sich eine Terrasse teilen und jedes Zimmer hat ein Bad ensuite. Die Zimmer tragen die Namen von verschiedenen Ländern...ich war in Dänemark einquartiert. Zum Hauptgebäude gelangt man über, mit tropischen Pflanzen umwachsene, Kieswege. Da kann man sich auf dem Rückweg schonmal verlaufen und steht auf einmal vor Portugal...wenn man in der Schule aufgepasst hat, dann weis man, dass das die verkehrte Himmelsrichtung ist;)
Nachdem ich mich ein wenig auf dem Grundstück umgeschaut habe, auf dem es sogar Pferde und Hühner gibt, bin ich zurück nach Dänemark und wollte mich in die Federn schmeißen. Wer steht da in meinem Zimmer? Sam. Wir sind jetzt schon zum dritten Mal im gleichen Hostel und im gleichen Zimmer...Zufälle gibts! Er hat mir erzählt, dass er am nächsten Tag eine Scooteroo-Tour macht und mich gefragt ob ich mitkommen will. Schon wieder Geld ausgeben und ich auf nem Motorrad?...ich weis nicht so recht.
ich, Julie und Sam auf dem Weg zum Scooteroo
Am nächsten Morgen hab ich auch noch Julie im Hostel getroffen, sie kenne ich aus Noosa und wir laufen uns auch die ganze Zeit übern Weg. Das ist vielleicht eine verrückte Koreanerin, aber eine ganz liebe! Lustig ist, dass sie wirklich vor allem Angst hat, aber trotzdem unbedingt ausprobieren will. Zum Beispiel kann sie nicht Schwimmen und bekommt Panik im Wasser, will aber Surfen lernen (ich hab ihr erstmal ein paar Schwimmstunden im Hostelpool angeboten und gesagt sie soll klein anfangen^^) Jedenfalls hat sie auch ne heiden Angst vor Motorrädern, hat mich aber dazu überredet mit Sam und ihr die Scooteroo-Tour zu machen:) Also haben wir zwei Mädels uns noch schnell für die Tour am Nachmittag einschreiben lassen und uns rießig drauf gefreut, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte alleine ein Motorrad zu fahren...hallo, ich war noch nie auf so nem Ding gesessen!
Als wir um 14 Uhr dort angekommen sind haben die Leute uns erstmal mit Helmen und Lederjacken ausgestattet und uns ein paar Klebetatoos in die Hand gedrückt, die uns zu richtigen Bikern machen sollen ;D
Nachdem sich jeder sein Bike ausgesucht hat (meins war mit der Australienflagge bedruckt und hatte die Lenker ganz weit oben, damit man richtig schön cool aussieht;) und wir die Testrunden alle überlebt haben (die Bedienung von den Dingern ist erstaunlich einfach, da sie mit Automatik gefahren werden und man nur Gas geben und bremsen muss) sind wir endlich gestarten. Das war vielleicht ein geiles Gefühl so über die Straßen zu heizen. Neben mir nur freie Felder auf denen ein paar Kangaroos rumhüpften und hinter mir eine Kolonne von Motorrädern, deren Ende man im Rückspiegel nicht erahnen konnte (wir waren über 40 Leute), während ich mit 70 Sachen der untergehenden Sonne entgegen fuhr...nur geil! Ich weis, für richtige Motorradfahrer ist 70 km/h nix, aber für mich hats gereicht;) So sind wir ungefähr zwei Stunden durch das Town of 1770 gebrettert und haben dann den Sonnenuntergang am Strand mit Kartoffelecken und Sourcreme genossen. Wow, das war ein toller Tag kann ich euch sagen...aber keine Angst Mama, ich werde nicht mit dem Motorradfahren anfangen, denn vor noch mehr Geschwindigkeit hab ich dann doch etwas Respekt.
Sonnenuntergang im Town of 1770
Sam ist an dem Abend weiter nach Airlie Beach gefahren und ich hab eine neue Zimmergenossin bekommen. Marine, ein supernettes Mädel auf Frankreich, mit der Julie und ich am nächsten Tag noch jede Menge Spaß hatten. Man trifft hier echt unglaublich viele sympatische Menschen. Es ist nur so schade, dass man meistens nicht viel Zeit hat um richtige Freundschaften zu knüpfen, aber ich werde versuchen so viele Kontakte wie möglich zu halten.
Weil ich noch überhaupt keine Ahnung hatte, wie ich in 24 Stunden nach Yeppoon kommen soll, dem Ort an dem das Schiff liegt, musste ich mal ans organisieren denken. Irgendwie hatte ich mir das einfacher vorgestellt, als es tatsächlich war. Das Hostel hatte auch noch die beschissenste Internetverbindung seit langen, verlangt dafür aber 5$ pro viertel Stunde und in Agnes Water, das aus einer einzigen Straße zu bestehen scheint, gabs auch keine Chance auf Informationsbeschaffung, geschweige denn Handynetz.
Ich hab dann rausbekommen, dass der Greyhound nur bis nach Rockhampton fährt, was noch ne ¾ Stunde von Yeppoon entfernt ist, und der Bus kommt auch noch zu so ner blöden Zeit, dass ich erst um Mitternacht in Rocky ankomme. Es hieß also ein Hostel finden, das mich mitten in der Nacht einchecken lässt und nen Transport am nächsten Tag in aller Hergottsfrüh nach Yeppoon. Im Internet stand nämlich, dass nur zwei Busse pro Tag dorthin fahren und zwar nicht wenn ich sie brauch. Ja ich weis, das kommt davon wenn man sich um so Zeug immer erst ein paar Stunden vor Abreise kümmert;)
Etwas aufgeschmissen gefühlt hab ich in der Touristeninformation nach ner anderen Transportmöglichkeit nach Yeppoon gefragt...gibst nicht. Zurück im Hostel musste ich die nächste viertel Stunde Internet bezahlen, hab mir ein paar Nummern rausgeschrieben und erstmal für 6 weitere Dollar in Rockhampton und Yeppoon rumtelefoniert. Rausgekommen ist, dass ich keine Unterkunft für die Nacht habe aber, dass es zum Glück doch mehrere Busse von Rocky nach Yeppoon gibt.
Na toll, die Nacht auf der Straße verbringen und nicht wissen wo der Bus abfährt...ein bisschen unwohl hab ich mich mit dem Greyhound am Abend auf den Weg nach Rocky gemacht, das sind wohl die weniger tollen Erfahrungen die man auf so einer Reise macht. Ganz so schlimm wars ja dann glücklicherweise doch nicht, denn ich hab mich für die Nacht einfach in einer Tankstelle eingenistet, viel Cafe getrunken und sogar ein Deutsches Pärchen getroffen, die in der gleichen Lage waren wie ich. Die zwei sind erst seit zwei Wochen in Australien und noch ahnungsloser als ich was das Backpackerleben angeht. Das war vielleicht komisch, dass ich diesmal diejenige war, die gute Tips und Ratschläge weitergegeben hat. Da merkt man, dass ich tatsächlich doch schon 2 Monate hier bin...mir kommts vor als wärs gestern gewesen, dass ich in den Flieger gestiegen bin:)
Den Bus nach Yeppoon hab ich glücklicherweise auch noch geschafft und bin sehr müde und geschafft endlich dort angekommen um den Segeltörn zu starten. Darüber ein anderes Mal..

Ich hoffe ihr seid alle bester Dinge!

Eure Lena

P.S.
Es gibt von mir auch ein Bild auf dem Motorrad, aber das muss ich mir erstmal noch beschaffen. Ich werds dann nachträglich noch online stellen.

P.P.S.
Wenn man hier so seinen Alltag erlebt, dann passieren manchmal so Sachen, bei denen man sich denkt: “Das gibts auch nur in Australien!” Irgendwann hab ich mal eine Liste angefangen, in der ich diese australischen Besonderheiten, die man vielleicht nicht in jedem Buch nachlesen kann, festhalte.

That's Australia:

  • Unangeschnallt im Auto sitzen. In allen Autos, in denen ich bisher gesessen bin hat man sich nicht angeschnallt (außer im 4WD auf Fraser Island), weil die Schnaller entweder kaputt sind oder es gar keine Gurte gibt. Inzwischen denk ich schon gar nicht mehr dran, ich hoff zurück in Deutschland muss mich nicht die Polizei an die Anschnallpflicht erinnern.
  • Fußgänger und Autofahrer haben nie gleichzeitig grün, d.h. wenn man mit dem Auto abbiegt braucht man nie Angst haben, dass einem jemand ins Auto läuft. Der Nachteil für die Fußgänger ist allerdings, dass sie manchmal tatsächlich 4 Minuten auf Grün warten müssen, obwohl “gedrückt” ist. Darum scheißen die Leute hier auf Ampeln und gehen alle über Rot...ob das jetzt viel sicherer ist weis ich auch nicht;)
  • Bleiben wir bei den Ampeln, die sind nämlich echt gewöhnungsbedürftig hier. Wenn man auf das Ding zum Umschalten gedrückt hat, dann macht das alle 2 Sekunden düühhd..düühhd..düühhd – wie gesagt, man steht da manchmal 4 Minuten. Hat man das überlebt, dann wird mit einem Maschienengewehr auf einen geschossen...so hört sichs jedenfalls an, wenn die Ampel auf Grün umschaltet. Ich bin die ersten paar Male richtig erschrocken kann ich euch sagen! Ja und kaum hat man sich von dem Schock erholt und will loslaufen, da ist es auch schon wieder Rot. Kein richtiges Rot allerdings, sondern ein blinkendes Rot, was sagen will: “Zu Ende laufen, aber nicht mehr loslaufen” - Orange hätte also das gleiche bedeutet, aber wieso einfach wenns auch kompliziert geht. Weil die Australier wissen, dass das vielleicht nicht jeder versteht, klebt auf jeder Ampel ein Sticker, der dir erklärt, wann du was tun darfst.
    http://www.youtube.com/watch?v=0T2kgyuUDQ8&feature=related
  • Döner! Mensch hatte ich Bock auf nen richtig geilen Döner. Was mir die Frau hinter der Theke in die Hand gedrückt hat war allerdings ein Wrap. Ich hab dann gesagt: “Endschuldigung, ich hatte nen Döner bestellt” Woraufhin sie mir weismachen wollte, dass das Ding in meiner Hand ein Döner ist. Und Tatsache, es gibt hier Döner nur in Wrapform, wie ich mir von ein paar Backpackern bestätigen lassen habe. Außerdem wird hier gefragt ob man lieber Hühnchen, Lamm oder Schwein haben will und ob man Barbequsoße, Sweet Chilli oder Zaziki bevorzugt. Mein Gott ich wär ja mit nem ganz normalen Döner schon zufrieden, denn geschmacklich hat dieses Etwas, das sich Döner nennt, kaum Gemeinsamkeiten mit dem was wir in Deutschland kennen und lieben.
  • Fish and Chips wird aus Hai gemacht. Also Fish jedefalls, die Chips sind glaub ich aus Kartoffeln;)
  • Hat mal jemand Vegemite probiert? Ich gebe dir den guten Rat: Tu's nicht, denn das Zeug ist echt äzend! Im Supermarkt steht Vegemite neben Marmelade und Co. und sieht aus wie dunkle Schokoladencreme. Ich hab mir bei Ben auf dem Boot gedacht ich teste mal den typisch australischen Brotaufstrich und musste fast kotzen so eklig war das. Zuerst schmeckt man nur Salz und im Nachgesschmack ne Mischung aus Fisch und Ei. Keine Ahnung wie die Leute das Zeug hier runterkriegen aber Ben hat gesagt, dass manche Mütter ihren Babys Vegemite in die Milchfläschchen mischen, damit sie sich gleich mal dran gewöhnen. Bens Mutter hat das anscheinend verpasst, denn er hat zugegeben, dass es ihm auch nicht schmeckt. Warum er es bei sich in der Küche hat hat er mir nicht so richtig beantworten können, vielleicht darf man sich erst als waschechten Australier bezeichnen wenn man Vegemite mag oder wenigstens so tut und sich ein Glas davon ins Regal stellt...brrrr wiederwertig, mich schüttelts heut noch wenn ich dran denke!
  • Kommen wir zu was Schönerem. Wenn ich hier allein in ein Geschäft gehe und nach etwas frage oder zahlen will, dann werde ich fast immer mit Sweety, Sweetheart, Darling oder Honey angesprochen...voll süß:) Das gleiche ist mir auch schon an der Rezeption von manchen Hostels aufgefallen. Meistens sinds Frauen, die so was sagen, bei Männern find ich es auch ein wenig komisch aber insgesamt fühlt man sich sofort willkommener und wohler. Hier ist man Teil einer großen Gemeinschaft, in Deutschland ist alles so annonym und unpersönlich.
  • Es soll ja vorkommen, dass Feiertage manchmal aufs Wochenende fallen. In Deutschland sind dann alle traurig, aber ändern kann mans auch nicht. In Australien schon, denn da werden die Feiertage in so einem Fall einfach auf Montag oder Freitag verschoben...jaja die Ozzies bestehen auf ihre langen Wochenenden!
  • Anscheinend soll man Postkarten von Australien nach Deutschland ohne Briefmarke verschicken können. Auch der Empfänger muss dabei nichts zahlen. Das ganze klappt aber ausschließlich nur nach Deutschland, weshalb auch immer...anscheinend soll das was mim Krieg zu tun haben, dann frag ich mich nur was Australien mit dem Krieg zu tun hatte?! Komische Sache, aber wenns wirklich klappt wärs grandios:) ich werde es demnächst mal austesten...

So das wars erstmal, ist ja ganz schön lang geworden...ich werde dran bleiben und die Liste weiterführen:)

Achja ich muss mich mal für meine miserable Zeichensetzung, die ich in letzter Zeit an den Tag lege, entschuldigen, ich hab anscheinend alles darüber verlernt. Meine Kommas machen was sie wollen, ich hoff das ändert sich wieder...

Bundaberg

Bundaberg...boa was für eine schreckliche Stadt. Ich bin dort angekommen und hab mich sofort unwohl gefühlt...unfreundliche Menschen, unfreundliche Straßen, unfreundliche Bäume...naja oke, jetzt übertreib ich vielleicht aber das mit den Leuten stimmt. Die Straßen schauen alle gleich aus, damit man sich bei fast 30 Grad, 20 Kilo aufm Buckel und auf der Suche nach nem Hostel auch ja nicht auskennt. Das mit den Bäumen ist gelogen. Die sind sogar recht schön, vor allem wenn die bunten Papagaienschwärme drauf sitzen. Aber kommen wir zu den Hostels: Beim ersten, das wir gefunden haben, sind wir in einen Hinterhof geführt worden, der aussah wie im schlimmsten Ghetto und dann wollte der gruselige Hanswurst doch tatsächlich 40$ pro Nacht...für so ne Bruchbude? Der spinnt wohl! Also los zum Nächsten, wo man uns noch nicht mal die Tür aufgemacht hat, obwohl die Typen noch an der Rezeption saßen. Da standen wir also vor der Glastür, haben blöd gewunken, uns ein bisschen verarscht gefühlt und uns dann für die Konkurrenz direkt gegenüber entschieden. Insgesamt sind die Hostels in Bundaberg die reinste Abzocke, denn in vielen kann man nur für eine komplette Woche einchecken. Wenn man eins gefunden hat in dem man auch nur für ein paar Tage bleiben kann, dann muss man total viel Geld hinlegen. Das ganze liegt daran, dass es sich um eine Arbeiterstadt handelt, die nur aus Workinghostels besteht und die wollen auch nur nach nem Job für dich suchen, wenn du ne Woche bleibst aber du kannst auch Pech haben und nach ner Woche immernoch arbeitslos sein, dann warst du umsonst 7 Tage in dieser grauenhaften Stadt. Sebastian und ich wollten uns nicht so verscheißern lassen und haben erstmal nur für zwei Nächte eingecheckt (eine Nacht für 28$!!!) und wollten auf eigene Faust auf Jobsuche gehen. Internet gibts hier ja zum Glück kostenlos in jeder Bibliothek. Man findet nur leider nix über Gumtree (=Internetseite, über die man Jobs, Mitfahrgelegenheiten, Autos und alles mögliche in Australien finden kann). Ziemlich deprimiert haben wir der Dame an der Rezeption also verklickert, dass wir doch ne Woche bleiben und sie hat versprochen sich auf die Suche nach Arbeit für uns zu machen. Neuer Tag, neues Glück...das allerdings nur auf Sebastians Seite war, denn er hat beim Frühstück die erfreuliche Nachricht bekommen, dass er am selbigen Tag noch arbeiten kann. Ich hab mich mal wieder auf den Weg zur Bibliothek gemacht, hatte ja schließlich nix anderes zu tun, und hab statt in die Jobspalte einen kurzen Blick in die Comunityspalte geworfen....und da war sie! Zwischen all den anderen Mitfahrgelegenheiten war die perfekte Anzeige für mich: “Segler sucht ein paar Backpacker, die ihn bei seinem Trip nach Airlie Beach begleiten und Spritt bzw. Essen teilen.” So hab ichs mir immer vorgestellt...mit einem Segelboot die Ostküste entlang, fernab von all den Touristenorten. Zu schön um war zu sein! Deshalb hab ich mir auch nicht so viel Hoffnungen gemacht, als ich auf die Anzeige geantwortet habe, denn die sie war schon vier Tage alt. Aber probieren geht über studieren und träumen darf man ja mal.
Danach bin ich im Supermarkt für die nächsten Tage einkaufen gegangen, da wir ja beschlossen hatten doch mindestens einen Woche zu bleiben. Auf dem Rückweg konnte ich der Versuchung aber doch nicht wiederstehen nochmal einen Blick in meinen e-mail Posteingang zu werfen und ich hatte tatsächlich eine Antwort von Ben, dem Segler. Er schrieb, dass er noch einen Platz frei hat, in der Nähe von Rockhampton in drei Tagen starten wird und der Trip nur 25$ pro Tag inklusive Essen kostet. Während der Reise werden wir an verschiedenen Inseln haltmachen, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt, Trekkingtouren machen und die Whitsundays besuchen, außerdem sind noch zwei andere Mädels an Board. Da musste ich nicht mehr lang überlegen und hab sofort zugesagt, denn somit spar ich mir den megateuren Trip auf die Whitsundays mit irgendeinem Charterschiff. Fraser Island war zwar voll geil und ich möchte es nicht missen aber es war insgesamt eine Rießenparty und das reicht mir 1-mal. Die Whitsundays, einer der schönsten Inselgruppen der Welt, werde ich also ausgeschlafener und fitter erkunden;)
So, jetzt hieß es schnell die nächsten drei Tage planen, denn ich wollte noch einen Zwischenstopp in Agnes Water machen und mir das Town of 1770 anschauen, der Ort an dem James Cook das erste Mal Australien betreten hat und zwar im Jahr – wer hätte das gedacht – 1770.
Mein Gott war ich froh, dass ich die Woche im Hostel noch nicht bezahlt hatte und somit konnte ich noch den Bus am Abend nach Agnes Water nehmen, denn mich hielt wirklich nichts an diesem Ort. Bus und Hostel gebucht, Pick up von der Bushaltestelle organisiert, Rucksack gepackt, Tüten voller bescheuerter Einkäufe, die ich jetzt gar nicht brauch, verstaut, ausgecheckt und in den Greyhound eingstiegen – weg war ich! Die Spontanität sollte man sich auf Reisen wirklich nicht nehmen lassen, man verpasst das Beste.
Bisschen leid tat mir der Sebastian, der von all dem gar nichts mitbekommen hat, da er noch arbeiten war. Den hab ich ganz schön im Stich gelassen, aber er hats ganz gut aufgenommen als ich ihn angrufen habe und gesagt hab, dass ich auf dem Weg nach Agnes Water bin.
Im Bus konnte ich erstmal durchschnaufen und mir wurde bewusst, dass ich jetzt das erste Mal ohne Reisepartner unterwegs sein werde und so richtig auf mich allein gestellt bin und irgendwie ist es ein gutes Gefühl. Eine Mischung aus Vorfreude auf den Segeltörn, Neugierde, was mich erwarten wird, Abenteuerlust und ein bisschen Zweifel, ob alles klappt und so wird wie ichs mir vorstgestellt habe. Ich glaub ich hab das Reisefieber:)

Bilder gibt es zu diesem Blogeintrag nicht, da Bundaberg es echt nicht wert ist die Kamera zu zücken...ihr verpasst also nichts;)

Eure Lena

Rainbow Beach und Fraser Island

Servus,

endlich hab ich mal viel Zeit und kann euch von den letzten Wochen erzählen.

Um 13 Uhr sind wir im Dingo's, unserem Hostel in Rainbow Beach, angekommen und haben kurz darauf die Einführung zur Fraser Island Tour anhören können. Dort sind wir in unsere Gruppen aufgeteilt worden, die sich auf der Tour ein 4WD und das Essen teilen. Ich war zusammen mit den drei Engländern Adam, Chad und Doug und zwei anderen Deutschen Sebastian und Katrin in der Gruppe B. 3 Deutsche und 3 Engländer...das kann ja heiter werden:) Aber ich war zufrieden, denn die Jungs waren supercool drauf und ich war zum Glück nicht das einzige Mädl in meiner Gruppe....Allerdings in meinem Zimmer schon, das ich mir mit den 4 Jungs aus meiner Gruppe und Sam, einem weitern Engländer, teilen durfte. Alter Schwede, sah das Zimmer schlimm aus, da bin ich ja zu Hause nix dagegen, vor allem hab ich nicht überall Pornohäfte rumliegen;) Aber egal, jedenfalls haben wir uns gleich gut verstanden und zusammen das Rugbyspiel England gegen Argentinen angeschaut und ein paar VB getrunken...richtiger Männerabend! Ich glaub ich verlier hier noch mein zweites X Chromosom...sogar beim Händedrücken hab ich gegen Sam fast gewonnen;) Das war mal wieder ein Tag an dem soooo viel passiert ist, weshalb ich fast was wichtiges vergessen habe. Einen wunderschönen Sonnenuntergang nämlich, den wir beim Sandwalk, mit ein paar Leuten aus unserer Truppe, genießen konnten. D.h. wir haben uns durch den Dschungel zu einer Sanddüne gekämpft, sind dort mit ein paar Brettern die Düne runtergerutscht und haben den sunset bestaunt.

Am nächsten Morgen hieß es dann um 6 Uhr aufstehen und wer war die erste die aus den Federn war? ICH, der Morgenmuffel schlechthin! Ich glaub Australien verändert mich irgendwie...Nach der, für 3 Tage letzten Dusche (es gibt keine Duschen auf Fraser), hab ich auch die Jungs aus den Betten gescheucht und wir haben uns auf den Weg zum kostenlosen Pancake-Frühstück gemacht...yummy waren die lecker! Danach haben wir unseren supercoolen Guide Ben kennengelernt und mussten unser Auto noch mit gefüllter Coolbox, Schlafsäcken und Geschirr ausstatten...los gings!!!
unser Auto
Adam, Chad, Doug, Wastl, Ich, Katrin

Ach ja, ihr wisst ja vielleicht gar nicht was Fraser Island ist. Deshalb eine kleine Lesson im Fach Australien für Anfänger;)
Fraser Island ist eine zum australischen Bundesstaat Queensland gehörende Insel. Mit einer Fläche von 1840 km² ist sie die größte Sandinsel der Welt (zum Vergleich: Rügen ist ungefähr halb so groß). Sie liegt nördlich von Brisbane vor der Ostküste Australiens. In der Sprache der Aborigines heißt sie “K'gari”, was so viel wie “Paradies” bedeutet. Die Insel gehört seit 1992 zum UNESCO-Weltnaturerbe. An der Ostküste der Insel liegt der 75-Mile-Beach. Er gilt als offizieller Highway, ist durch Farzeuge mit Allradantrieb befahrbar und dient zugleich als Flughafen für Kleinflugzeuge. Das Baden im Meer ist lebensgefährlich, da dort tückische Strömungen herrschen, die Gewässer sehr schnell tief werden und Haie in dem Gebiet leben.
75-Miles-Beach


In unserer Karre wars megaheiß und wahnsinnig eng, weil es nur 2,5 Sitze vorne und 3 Sitze auf der Rückbank gab und unsere 6-köpfinge Besatzung nicht gerade zierlich war. Weil ich noch die Schmalste war hab ich mich dazu bereit erklärt den halben Sitz vorne zu nehmen, bei dem ich mit einer Arschbacke auf dem Beifahrer und mit der anderen auf der Handbremse hockte und vor mir den Schaltknüppel hatte, weshalb ich immer ein Bein einziehen musste. Aber trotz alledem hat es rießen Spaß gemacht und wir sind mit unserm Auto über jeden Sandhügel gesprungen. Der Lake McKenzie, unsere erste Anlaufstelle, ist einer von vielen Süßwasserseen auf Fraser und viele sagen es sei der Schönste. Ich bin absolut gleicher Meinung, denn das Wasser ist türkisblau und total klar...also nix wie rein in das kühle Nass und die Erfrischung genießen.
Lake McKenzie
ich im Lake McKenzie
Weil wir gar nicht mehr aus dem Wasser raus wollten, wars schon ziemlich spät, als wir am Camp ankamen. Zum Glück hatten wir den Luxus, dass unsere Zelte schon aufgestellt waren und somit hab ich mit Cloe, einer netten, quirligen Französin, unser Quartier bezogen. Jetzt konnte die erste Partynacht beginnen...und das tat sie! Am Ende waren Adam und Doug splitternackt und tanzten gemeinsam mit den Dingos, die, wie wir am Morgen danach feststellten, das ganze Fleisch aus der Coolbox meiner Gruppe geklaut haben, um eine Pyramide aus Bierdosen;) Die Einzelheiten erspar ich euch lieber, aber es war jedenfalls ein geiler Abend mit super Leuten!

Am nächsten Tag hat es einige Zeit gebraucht, bis wir mal in die Puschen gekommen sind, aber nach dem stärkenden Frühstück haben wir uns mehr oder weniger fit zu den Champagner Pools aufgemacht. Das sind große Löcher in den Klippen, die von den Wellen ausgespült werden, was aussieht wie sprudelnder Champagner...daher der Name. Dann gings zum Indian Head, dem besten Aussichtspunkt auf der Insel. Von da aus haben wir einen Waal, einen Hai und einen Rochen gesehen, der Aufstieg dorthin hat sich also gelohnt. Ja, mal überlegen was da noch war.....achja Elli Creak, das ist ein Süßwasserfluss, den man erst hochläuft und dann kann man sich toter-Mann-mäßig reinlegen und bis zum Ende treiben lassen...macht vor allem mit einer Gruppe von 30 Leuten jede Menge Spaß. Nach all den Atraktionen sind wir zurück ins Camp gefahren und haben asiatisch gekocht, nur blöderweise hatte meine Gruppe kein Hühnchenfleisch mehr und so haben wir in dem total überteuerten Shop im Campingplatz Fleisch kaufen müssen. Das mit dem Kochen hat aber die Tage erstaunlich gut geklappt. Ich hab erst gedacht, dass wir zwei Mädels alleine am Herd stehen, aber die Jungs waren echte Schätze und haben uns sogar fast bekocht...wir mussten dann meistens nur den Abwasch machen. Spülen kann man das ganze nicht nennen, weil man auf Fraser kein Spülmittel oder so verwenden darf, Waschbecken gibt es auch nicht, sondern nur einen Gartenschlauch mit dem man sein Geschirr abspritzt. Die Aufgabe ist aber vor allem dann scheiße, wenn man im Dunkeln den Reis aus dem Topf kratzen darf und Angst haben muss, dass die Dingos kommen und auch noch was abhaben wollen.

der Dingo hat unser Fleisch gestohlen
Von da ab hab ich ein Deja Vu...wieder viele Trinkspiele mit Goon und Bier (ja, da sind die Engländer erfinderisch), die beiden Typen wieder nackt (weis auch nicht warum sich die immer ausziehen müssen, vielleicht tut ihnen die viele frische Luft nicht gut) und megagute Stimmung;)
Chloe im Zeltgewühl
das in der Mitte ist unser "Zelt"
Als Chloe und ich ins Bett gehen wollten haben wir bemerkt, dass irgendein Idiot auf unser Zelt gefallen war und die Stäbe durchgebrochen sind. Hilft ja nix, irgendwo müssen wir ja pennen, also sind wir in unsere Bruchbude gekrabbelt und haben versucht zu schlafen. Das ging so lange gut, bis in der Früh der Regen eingesetzt hat und das ganze Wasser auf uns eingeströmt ist, da die Plane, die über den Zelten hing, bei unserem Nicht-mehr-Zelt einfiel. Das erste was ich spürte war die Zeltwand, die an meiner Backe klebte und dass mein kompletter Kopf im Wasser liegt...so schrecklich bin ich noch nie geweckt worden! Wie die begossenen Pudel sind wir mit Sach und Pack in eins der Autos geflüchtet und haben uns aufgewärmt.
An diesem und somit letzten Tag auf Fraser durfte ich mich auch mal ans Steuer setzten, mitunter weil ich als einzige im Stande war an diesem Morgen zu fahren ohne das Auto an nen Baum zu setzen und verhaftet zu werden (ohja es gibt Polizei auf Fraser Island). Auf Sand fahren fühlt sich an wie auf Schnee fahren, nur weicher. Man schlittert die ganze Zeit von einer Seite zur anderen, was rießen Spaß macht, da ja nix passieren kann. Die einzige Schwierigkeit ist nicht stecken zu bleiben, weshalb man im ganz weichen Sand den ersten Gang voll durchtreten und beten muss!
Als erstes haben wir ein altes Schiffswrack besichtigt, das da verlassen und vor sich hinrostend am Strand liegt, und danach den Lake Wabby, einen weiteren See. Auf dem Rückweg zum Auto haben sich ein paar Idioten, darunter auch meine Wenigkeit, verlaufen und sind an einem Aussichtspunkt gelandet, der in der vollkommen anderen Richtung liegt. Na toll, also hieß es die komplette Strecke wieder zurück und dem leicht angepissten Ben, unserem Guide, gegenübertreten. Obwohl die komplette Manschaft wegen uns die Fähre aufs Festland verpasst hat war er aber nicht so richtig sauer, hat uns nur ein paar mal als bloody idiots beschimpft und eine neue Fähre bestellt...puuuhhh!
Lake Wabby vom Aussichtspunkt aus...eigentlich sollten wir auf der andern Seite der Sanddüne rauskommen;)
Ja, das waren also meine drei aufregenden erlebnisreichen Tage auf Fraser, in denen ich tolle und zugleich verrückte Menschen aus aller Welt kennengelernt habe.
In unserer Tour war ein weiterer Tag in Rainbow Beach inclusive, an dem wir die heiß ersehnte warme Dusche genießen konnten, unsere Wäsche gewaschen haben und überlegen konnten was wir als nächstes machen. Sebastian und ich haben beschlossen erstmal auf Arbeitssuche zu gehen, da wir gerade in der Nähe von Bundaberg waren, dem Fruitpickingort schlechthin. Somit war am nächsten Tag Rucksackpacken angesagt und ab nach Bundaberg...

Liebe Grüße nach Hause

Eure Lena