Donnerstag, 8. September 2011

Brisbane - Klappe die 2.

Gerade habe ich mir den letzten Blogeintrag durchgelesen und gedacht: “Mein Gott, das waren noch Zeiten!” Das war nämlich die ereignisreichste Woche, die ich bisher in Australien hatte. Aber der Reihe nach...

die letzten Erdbeeren
Wir hatten also ca. 2 Wochen gearbeitet und so langsam kehrte der Alltag ein, jeder Tag war so ziemlich gleich und es ist echt nicht viel passiert. In der zweiten Woche hatten wir auch keinen freien Tag mehr, haben allerdings immer erst mittags zum Arbeiten angefangen und somit weniger Arbeitsstunden als in der ersten Woche. Schuld war das Wetter, das die ganzen Erdbeeren zerstört hat und die Picker konnten bei dem Regen auch nicht so schnell picken wie sonst. Eines regnerischen Montagmorgens, der nervtötende Wecker hat uns gerade aus dem Schlaf gerissen, kopfte es an der Tür und unsere Zimmernachbarin sagte: “Good morning girls, Leah (our boss) called me. She doesn't need us anymore.” Ich: “Oh that's great than we can sleep longer today. When do we start tomorrow?” Sie: “No, I think you don't understand...strawberry season is over!” “WHAT?” Da haben die doch tatsächlich beschlossen, dass von einem auf den anderen Tag die Saison vorbei is...ich hab echt gedacht die will mich verscheißern! Aber wir haben die Bestätigung dann von den Pickern bekommen, die sogar schon am Feld waren und wieder nach Hause geschickt wurden.
So, da standen wir nun...ein ganzes Hostel war arbeitslos. 
auf Arbeitssuche
Aussie world pub
Zuerst etwas geschockt, dann ratlos und zuletzt doch noch hoffnungsvoll haben wir uns den großen Van vom Hostel geschnappt und sind zu zwölft auf Arbeitssuche gegangen. Auf anderen Erdbeerfarmen ist nämlich komischerweise noch Saison bis November. Nach halbstündiger Fahrt, die echt die reinste Gaudi war, sind wir an einer Farm angekommen, die uns mitteilte, dass sie im Moment voll besetzt wären. Die Stimmung liesen wir uns davon nicht verderben, sind kurzerhand im Aussie wold pub eingekehrt und haben heiße Schokolade getrunken;) Es ging also ohne Job aber mit vielen neuen Freundschaften zurück ins Hostel! Ich weis auch nicht aber die gemeinsame Arbeitslosigkeit hat was, denn der Tag darauf war fast noch besser. In der Früh hat sich das halbe Hostel auf den Weg zum Strand gemacht, den ich bis dahin noch nicht zu Gesicht gekommen habe. So einen wunderbaren Sandstrand hab ich schon lange nicht mehr gesehen...und die Wellen und der Wind...grandios, vor allem fast menschenleer. Den ganzen Tag haben wir dort verbracht, beim Singen, Sandburgen bauen und Fußballspielen. Am Abend haben wir beschlossen auf unsere neugewonnene Freizeit anzustoßen. Vollbepackt mit Goon, Plastikbechern und ein paar Kerzen sind wir losgezogen auf die kleine Insel, die man über eine Brücke erreichen kann und die in der Nacht stockdunkel und verlassen ist. Dort wurde weiter gesungen, Gitarre gespielt und Geschichten erzählt. Es hieß: “Cheers to the unemployment!” Der Abend blieb nicht ganz ohne Folgen, denn drei Leute wären fast aus dem Hostel geflogen, weil wir zu laut waren als wir die Straße in nem Einkaufswagen entlanggerast sind, aber das ist eine andere Geschichte:)
Am nächsten Tag machten sich die meisten erneut auf die Suche nach Arbeit, doch in mir stieg die Reiselust, schließlich bin ich schon einen Monat hier unten und hab bis jetzt noch nicht so wahnsinnig viel gesehen und erlebt. Philipp hat am Morgen überraschend einen Job in einer Firma, die Campervans ausbaut, bekommen, musste allerdings so schnell wie möglich anfangen. Somit packte er seine sieben Sachen und war zwei Stunden später auch schon auf dem Weg nach Brisbane. Katjas Arbeitssuche hat sich auch bezahlt gemacht, denn sie hat am selben Abend noch erfahren, dass sie in einem Country Hotel arbeiten kann. Sebastian, ein Deutscher, der uns irgendwie die ganze Zeit nachreist (er war in Singapur, Brisbane und Maroochydore im gleichen Hostel wie wir, nur immer genau eine Woche später...verrückt oder?!), hat sich entschlossen ein Auto zu kaufen und damit einen Roadtrip nach Cairns zu machen. Er braucht nur noch jemanden, der Benzin und Abenteuer teilt und da hab ich mir gedacht, da bin ich dabei;) Nachdem wir am Donnerstag unseren Zettel für das zweite Visum bei unserem ehemaligen Arbeitgeber abgeholt haben, sind wir zwei nach Brisbane aufgebrochen. Im Hostel wurde es langsam sehr leer, da keiner ohne Arbeit noch viel länger in Maroochydore bleiben mochte. Katja ist für ein paar Tage nach Noosa gefahren, um nochmal richtig zu relaxen bevor ihr neuer Job beginnt. Der Gedanke nochmal nach Brisbane zu fahren war schrecklich, weil ich die Stadt wirklich nicht besonders mag...weis auch nicht genau warum. Meine Zweifel bestätigten sich auch kurz nach der Ankunft, denn in dem Hostel, das wir uns wegen freiem Internet ausgesucht haben, fühlte ich mich so richtig unwohl. Das absolute Gegenteil zum YHA in Maroochydore: Viel zu groß und damit viel zu viele Menschen, die alle nichts anderes im Kopf hatten als sich in der hauseigenen Bar Vormittags schon die Birne wegzusaufen. Ahhhh ich will weg hier! Aber die Autosuche ist in Großstädten leicher als in kleinen Ortschaften...dachten wir jedenfalls. Nachdem wir die schwarzen Bretter von jeglichen Hostels abgegrast hatten und da absolut nicht passendes dabei war, waren wir anderer Meinung und sehr deprimiert. Aber man hat ja so eine Kontakte und so wurden wir von Philipps Gastfamilie, die gleichzeitig seine Arbeitgeber sind, eingeladen. Olli und Pia (beides Deutsche) haben damals mit “nichts” hier in Australien angefangen und sich ihre kleine Firma unter schweren Bedingungen aufgebaut. Ihre Hilfsbereitschaft gegenüber Leuten, die ähnlich arm dran sind, ist ernorm und so haben sie uns viele wichtige Tips zum Autokauf verraten und uns vor mancher Abzocke gewarnt. Vor ihrer Haustür stand auch noch der perfekte Wagen, ein 4WD, der Bett und Küche enthält...wenn das Ding doch nur nicht so teuer wäre! Der nächste Tag war zum in die Tonne haun, die ganze Zeit sind wir planlos in der Stadt rumgelatscht und in der Library gesessen. Der Abend war allerdings toll, denn in Brisbane war großes Feuerwerk an der South Bank angesagt und die ganze Stadt war in Feierlaune...das Feuerwerk und die Lasershow war auch echt superklasse, doch noch besser fande ich die ganzen Leute, die wir hier getroffen haben. Ich hab echt gedacht, dass die des YHA nach Brisbane versetzt haben, an jeder Straßenecke sind wir einem bekannten Gesicht übern Weg gelaufen und man hat ein Schwätzchen gehalten...schon lustig, wie sich langsam so eine Art Netzwerk aufbaut. Es ist nur wichtig die Kontakte aufrecht zu erhalten, dann hat man fast überall jemanden, mit dem man sich Treffen. Naja jetzt bin ich etwas abgeschweift...Autokauf war das Thema! Nach 3 Tagen Enttäuschungen in Sachen Auto, Frustration, weil wir immernoch im blöden Brisbane rumhocken und Langeweile, habe ich entschieden, dass es am Montag für mich nach Noosa geht, ob nun mit Bus oder Auto, wobei Auto natürlich schon geiler wäre. Sebastian hatte sich dazu entschlossen sein Buget zu erhöhen und den 4WD zu kaufen, den wir bei Philipp gesehen hatten. Doch am Sonntagabend kam der Anruf von Philipp, der uns die schreckliche Nachricht verkündete: “Das Auto is kaputt und die Reperatur wird teuer und dauert länger.” Das ganze ist uns schonmal in Maroochydore passiert, da war ein super Campervan, den Sebastian fast gekauft hätte und kurz vor der Testfahrt geht der Kühler kaputt. Gibts sowas? Die besten Autos gehen, sobald wir sie ins Auge gefasst haben kaputt. Vielleicht eine Warnung?...Oder doch nur Glück im Unglück, denn wäre uns das Auto nach 100 Metern abgekratzt, wäre das noch bescheuerter gewesen! Jedenfalls war uns echt zum Heulen zumute, doch das bringt ja auch nichts und deshalb sind wir lieber in den nächsten Pub, haben ein paar Bier getrunken und uns danach nur noch auf den nächsten Morgen gefreut, denn dann gings nach Noosa. Zwar reisen wir jetzt mit Greyhound, den man nicht einfach anhalten kann wenn man an einem schönen Örtchen vorbeifährt, aber Hauptsache weg aus der Stadt, die wir nicht mögen und die uns nicht mag...Ade Brisbane!

das wäre er gewesen
Ich bin jetzt schon zwei Tage in Noosa und werde noch drei Tage bleiben, doch davon werde ich einen extra Blogeintrag schreiben. Erstmal bin ich froh die chaotische letzte Woche aufgeholt zu haben, sonst wird das mit dem Erzählen immer schwerer, weil ja immer so viel passiert. Aber soviel sei verraten: Es ist wunderschön hier und die drei Brisbanetage sind schon fast aus dem Kalender gestrichen...

Jetzt gibts Coscos mit Gemüse...yummy yummy :)

liebe Grüße
Lena


P.S. Mal ne ganz andere Geschichte:
  
Es gibt hier in Australien eine verrückte Art seine alten Schuhe zu entsorgt. Ab und zu läuft man nämlich nichtsahnend durch die Straßen und auf einmal hängen ein paar ausgelatschte Treter über dir an einer Stromleitung. Der Trend kommt, wer hätte es gedacht, aus den USA, nennt sich Shoefiti und sei Kunst. Philipp hat sich so schon über dem Schirrman Drive (die Straße vom YHA in Maroochydore) “verewigt” und mir gefällt die Idee so gut, dass ich es ihm eines Tages in Australien, wenn meine Schuhe soweit sind, gleich tun werde.

1 Kommentar:

  1. Hey schwesterherz, dann schreib ich dir mal deinen heiß ersehnten ersten Kommentar :) Hoffe dass mir noch ein paar folgen!
    Es ist echt toll zu lesen was du da drüben so alles erlebst! Dann is es fast so als wärst du gar nicht so weit weg ;)
    Ist doch vielleicht sogar ganz gut, dass du den Job nicht mehr hast weil dann hattest endlich nen Grund weiterzuziehen. Wünsch dir ne tolle, erlebnisreiche Zeit in Noosa und bin schon auf deinen nächsten Eintrag gespannt!!
    Und ich freu mich schon deine alten Schuhe im Himmel baumeln zu sehen :D
    tausend Küsse, Ramona

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